Erschienen in:
15.12.2016 | Direkte orale Antikoagulanzien | infopharm
Dabigatran-Antidot Idarucizumab
Ein neues Sicherheitsniveau in der antikoagulatorischen Therapie
verfasst von:
Dr. Silke Wedekind
Erschienen in:
InFo Neurologie + Psychiatrie
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Ausgabe 12/2016
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Auszug
Orale Antikoagulanzien sind zur Prävention von Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern sowie zur Akuttherapie und Sekundärprävention venöser Thromboembolien im Praxisalltag unverzichtbar. Wie mit allen gerinnungshemmenden Therapien ist mit ihrer Gabe grundsätzlich ein erhöhtes Risiko für Blutungskomplikationen verbunden. „Die neueren oralen Antikoagulanzien (NOAK) weisen im Vergleich zu den Vitamin-K-Antagonisten (VKA) allerdings ein deutlich niedrigeres Risiko für schwerwiegende Blutungen auf“, erläuterte Professor Harald Darius Berlin-Neukölln. Dies treffe auch auf Dabigatran (Pradaxa®) zu: „Für dieses NOAK ist sowohl durch die Phase-III-Zulassungsstudie RE-LY® als auch im Rahmen der Anwendung im klinischen Alltag ein günstiges Nutzen/Risiko-Profil belegt“, so der Kardiologe. Dennoch wurde mit Idarucizumab (Praxbind®) ein spezifisches Antidot zur Aufhebung der gerinnungshemmenden Wirkung von Dabigatran für seltene kritische Notfallsituationen entwickelt. Idarucizumab ist ein voll humanisiertes Antikörperfragment, das intravenös appliziert wird. Das erste zugelassene, NOAK-spezifische Antidot bindet selektiv sowohl gebundenes als auch freies Dabigatran im Blutstrom. „Es besitzt keine prokoagulatorische oder antikoagulatorische Wirksamkeit und führt innerhalb von Minuten zur vollständigen und anhaltenden Aufhebung der durch Dabigatran induzierten Wirkung“, erläuterte Darius (▶Abb.
1) [Pollack CV et al. N Engl J Med 2015; 373: 511 – 20]. Dank des Antidots seien Notfalleingriffe einfacher durchführbar, wodurch insgesamt ein neues Sicherheitsniveau in der gerinnungshemmenden Therapie erreicht werde, betonte Darius. Dieser Ansicht stimmte Professor Martin Grond, Siegen, zu: „In der Neurologie begegnen uns immer wieder antikoagulierte Patienten, die einen ischämischen Schlaganfall erleiden. Früher hätten wir uns niemals getraut, diese Patienten zu lysieren. Sofern sie mit Dabigatran antikoaguliert werden, nimmt uns die Verfügbarkeit des Antidots heute die Angst vor möglichen Blutungskomplikationen, und wir führen solche Rekanalisierungseingriffe inzwischen mit Erfolg durch“, so der Neurologe. …