FBI in der Notaufnahme? Da helfen nur Elektroschocks

Junger Patient, kreislaufinstabil, sehr tachykard und komisches EKG? Wer in dieser Situation das Falsche tut, riskiert eine Katastrophe. Vorhofflimmern bei WPW-Patienten darf nicht verkannt werden. Dem US-Präsidenten Donald Trump bereitet derzeit bekanntlich die US-Bundespolizei FBI gewisse Schlafstörungen. Vielleicht schlägt auch sein Herz ein wenig schneller als sonst, wer weiß. Die FBI-Tachykardien, mit denen es Ärzte auf der Notaufnahme zu tun bekommen können, sind anderer Natur. Ein WPW schützt nicht vor Vorhofflimmern „Fast, Broad, and Irregular“, dafür steht FBI in der Intensivmedizin. Gemeint ist ein tachykarder Herzrhythmus, der im EKG so aussieht, als sei er von allem etwas. Das Herz schlägt schnell und völlig unregelmäßig. Die Kammerkomplexe haben eine bizarre Form und sehen auch nicht homogen aus, sondern sind unterschiedlich breit: Das Ganze wirkt also nicht wie ein typischer ventrikulärer Rhythmus. Trotzdem sind keinerlei P-Wellen zu erkennen, und die Patienten sind meist eher jung und haben meist keine bekannte myokardiale Erkrankung. Was ist da los? Wer auf der Notaufnahme mit einem solchen Patienten konfrontiert ist, sollte zweimal nachdenken, bevor er das EKG zu einer Kammertachykardie erklärt. Es handelt sich nämlich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Vorhoftachykardie. „FBI-Tachykardien sind die einzige akut lebensbedrohliche Rhythmusstörung bei Patienten mit Wulf-Parkinson-White-Syndrom“, sagte Prof. Christoph Stellbrink von der Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin am Klinikum Bielefeld. Diese Rhythmusstörung mit dem markanten EKG bei oft kaltschweißigen, hypotonen Patienten kann auftreten, wenn WPW-Patienten mit akzessorischer Leitungsbahn zusätzlich ein Vorhofflimmern entwickeln. Das ist nicht häufig, kommt aber vor: „Die Inzidenz des WPW liegt bei 0,3 Prozent, und etwa 30 Prozent dieser Patienten entwickeln zeitweise auch Vorhofflimmern“, so Stellbrink beim DIVI 2017 in Leipzig. Passiert das, dann kann es heikel werden. Denn die akzessorische Leitungsbahn leitet das Vorhofflimmern schnell auf die Ventrikel weiter. Gleichzeitig wird immer wieder auch über den AV-Knoten geleitet, was das völlig unregelmäßige EKG mit unterschiedlich breiten QRS-Komplexen erklärt. „Wenn so etwas auftritt, handelt es sich immer um eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung, die jederzeit in Kammerflimmern übergehen kann“, betonte Sellbrink. Verapamil und Digoxin sind kontraindiziert Handeln ist also angesagt. Nur wie? Einen Reflex sollten Ärzte in dieser Situation unterdrücken, nämlich den nach einer raschen Gabe von Verapamil oder Digoxin mit dem Ziel der Verlangsamung des Herzens: „Das ist bei der FBI-Tachykardie kontraindiziert“, so Stellbrink. Das Problem ist, dass Medikamente, die die Überleitung im AV-Knoten bremsen, nicht gleichzeitig auch die Überleitung im akzessorischen Bündel bremsen. Das Ergebnis dieser Maßnahmen ist deswegen im ungünstigsten Fall, dass der AV-Knoten blockiert wird, während gleichzeitig das Vorhofflimmern ungebremst bzw. unter Umständen in erhöhter Frequenz über die akzessorische Leitungsbahn geleitet wird. Ohne Gefahr für das Herz durchbrechen lässt sich die FBI-Tachykardie deswegen nur mit einer elektrischen Kardioversion. Diese sollte sofort erfolgen, betonte Stellbrink, und sie könne als Notfallmaßnahme bei einem in der Regel hoch akuten Ereignis auch ohne vorherige Antikoagulation bzw. Abklärung von Vorhofthromben durchgeführt werden. Basierend auf: 17. Kongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI); 6. Dezember 2017; Session „Herzrhythmusstörungen auf der Intensivstation: Wie gehe ich vor?“ Weitere Highlights vom DIVI-Kongress 2017 14.12.2017 | DIVI 2017 | Kongressbericht | Nachrichten Enzephalitis geheilt, Patientin psychotisch? 13.12.2017 | DIVI 2017 | Kongressbericht | Nachrichten FBI in der Notaufnahme? Da helfen nur Elektroschocks 14.12.2017 | DIVI 2017 | Kongressbericht | Nachrichten Verdacht auf Meningitis? Keine Scheu vor sofortiger Lumbalpunktion! 13.12.2017 | DIVI 2017 | Kongressbericht | Nachrichten Mission wider den Schrittmacherreflex 13.12.2017 | DIVI 2017 | Kongressbericht | Nachrichten Kühlung nach Reanimation behält viele Freunde

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