Zusammenfassung
Beherrschte noch bis vor kurzem die Lehre von der Entstehung der Krankheiten (Pathogenese) die Medizin, dominieren jetzt immer mehr die Ansätze mit der Frage im Zentrum, was einen Menschen gesund erhält oder wie Gesundheit entsteht (Salutogenese). Was auf den ersten Blick aussieht, wie der Austausch zweier Fachwörter oder eine Wortspielerei, hat aber gerade für die Themen Verantwortung und Beeinflussbarkeit enorme Auswirkungen. Hatte früher der Arzt die alleinige Definitionsmacht für Krankheiten, diese zu diagnostizieren, Behandlungen zu bestimmen und durchzuführen, erkennt die moderne Sichtweise viele Einflussfaktoren an, die im Wesentlichen und in vielen Fällen durch das Individuum selbst beeinflusst oder verändert werden können. Ein weiterer gravierender Unterschied in den Modellen ist der Umgang mit Einschränkungen, die durch Krankheiten oder Überbeanspruchung entstehen. Im ursprünglichen Modell überwog eine Defizitsicht, das hieß, wenn eine Heilung nicht möglich war, definierte man eine Einschränkung oder gar Behinderung. Das neue Modell von Gesundheit sucht nach Ressourcen, die vorhanden sind oder die gezielt aufgebaut werden können, um ein Defizit auszugleichen und eine weitere volle Teilhabe am Leben und Erwerbsleben zu ermöglichen. Und in diesem Zusammenhang kann erstmals die große Chance erahnt werden, die im Ansatz der Salutogenese liegt und zwar für alle Beteiligten, den Betroffenen, den Arbeitgebern, der Familie und auch den Kostenträgern im Krankheitsfall. Diese übergreifende Bedeutsamkeit fordert geradezu eine intensive Auseinandersetzung mit Inhalten, Möglichkeiten und der Beeinflussbarkeit.