Immer blass und müde: PPI als Auslöser?

Wenn Patienten unter einer Therapie mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) Zeichen einer Anämie entwickeln, sollte die Säureblockade als Ursache in Betracht gezogen werden. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Eine verminderte Magensäureproduktion kann die Resorption von Eisen behindern und einen Mangelzustand hervorrufen, das ist gut belegt für Patienten mit atrophischer Gastritis oder nach partieller Gastrektomie. Diese unerwünschte Wirkung sollte man aber auch bei der Verordnung von PPI im Blick haben. Eine große Fall-Kontroll-Studie vergrößert die Evidenz, dass vor allem eine längerfristige Behandlung das Risiko eines Eisenmangels erhöht. Ein australisch-niederländisches Ärzteteam um An Tran-Duy von der Universität Melbourne hat dazu Daten des UK Clinical Practice Research Datalink ausgewertet. 28.806 Patienten im Alter ab 19, bei denen erstmalig ein Eisenmangel diagnostiziert worden war, wurden ebenso viele Kontrollpersonen mit gleichem Alter und Geschlecht ohne Eisenmangel gegenübergestellt. Patienten, die H2-Rezeptorblocker oder Antazida einnahmen, waren von der Studie ausgeschlossen. Eisenmangelrisiko verdreifacht Unter den Fällen gab es signifikant mehr Patienten, die vor der Diagnose PPI eingenommen hatten, entweder durchgehend mindestens ein Jahr lang oder mit Unterbrechungen, wobei zwischen Therapie und Eisenmangeldiagnose maximal 90 Tage liegen durften. Die Anteile von kontinuierlichen PPI-Nutzern betrugen 11,0% vs. 4,1% in der Kontrollgruppe, die von gelegentlichen PPI-Anwendern 24,7% vs. 18,9%. Das Quotenverhältnis (Odds Ratio) eines Eisenmangels, also der Anteil von betroffenen zu nicht betroffenen Patienten, war bei Dauer- und gelegentlichen PPI-Nutzern signifikant höher als bei Patienten ohne eine solche Therapie in den letzten Jahren; unter Berücksichtigung anderer Risikofaktoren ergaben sich Odds Ratios von 3,6 und 1,5. Die durchgängige Therapie war zudem mit einer 2,4-mal so hohen Odds Ratio verknüpft wie eine Therapie mit Unterbrechungen. Maximalrisiko ab einem Jahr Dauertherapie Die Beziehung erwies sich zudem als dosis- und therapiedauerabhängig: Mit Zunahme der definierten Tagesdosis (DDD) zwischen 0,10 und 0,99 erhöhte sich die Odds Ratio kontinuierlich gegenüber einer Nichttherapie. Jenseits einer DDD von 1 entsprechend 20 mg Omeprazol) war allerdings kein weiterer Anstieg festzustellen. Ebenso war bei einer Therapiedauer von 2,00 bis 2,99 und von 1,00 bis 1,99 Jahren ein Eisenmangel wahrscheinlicher als bei einer Therapie von weniger als einem Jahr, und bei 0,10–0,99 Jahren wahrscheinlicher als ohne PPI. Ab einer Anwendungsdauer von einem Jahr war allerdings keine weitere Steigerung zu verzeichnen. „Wegen der eindeutigen Assoziation zwischen Eisenmangel und PPI-Gebrauch“ warnen Tran-Duy und Kollegen vor einer zunehmend unkritischen und unnötigen Anwendung der Säureblocker. „Bei der Mehrheit der PPI-Verordnungen fehlt eine klare Indiktion und die Behandlungen werden oft unnötig verlängert.“ Sie fordern, beim Verschreiben von PPI wachsamer zu sein und die Leitlinien besser zu befolgen. Wenn PPI für ein Jahr oder länger verordnet werden, schlagen sie vor, regelmäßig den Hb-Wert zu kontrollieren. Das Wichtigste in Kürze Frage: Erhöht eine PPI-Therapie das Risiko eines Eisenmangels? Antwort: Vor allem Patienten mit PPI-Dauertherapie sind öfter von Eisenmangel betroffen. Die Risikoerhöhung ist abhängig von Therapiedauer und Dosierung. Bedeutung: Bei chronischer PPI-Therapie sollte der Hb-Wert regelmäßig kontrolliert werden. Einschränkung: Der Einfluss nicht beachteter Störfaktoren ist nicht auszuschließen. Die Metabolisierung von PPI verläuft individuell unterschiedlich schnell.

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