Interventionelle Therapie beim akuten Hirninfarkt
Die mechanische Thrombektomie ist inzwischen ein evidenzbasiertes Therapieverfahren bei Schlaganfallpatienten mit einem großen Gefäßverschluss der vorderen Hirnzirkulation (A. carotis interna und/oder A. cerebri media) und wird auch ohne Ergebnisse aus randomisierten Studien bei akuten großen Gefäßverschlüssen der hinteren Zirkulation (A. vertebralis, A. basilaris) empfohlen. Mit einer Number needed to treat (NNT) von 2,6 für eine funktionelle Verbesserung von 1 Punkt auf der modifizierten Rankin-Skala nach 3 Monaten gehört die mechanische Rekanalisation mit Stent-Retrievern zu den effektivsten Behandlungsmethoden in der Neurologie überhaupt (Goyal et al. 2016, Endovascular thrombectomy after large-vessel ischaemic stroke: a meta-analysis of individual patient data from five randomised trials. Lancet 387:1723–1731). Die aktuellen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft empfehlen daher bei akuten Schlaganfallpatienten mit einem Beginn der Symptome innerhalb der letzten 6 Stunden und einem nachgewiesenen großen Gefäßverschluss der vorderen Hirnzirkulation die mechanische Thrombektomie (Ringleb et al. 2016, Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls – Rekanalisierende Therapie (Ergänzung 2015) Akt Neurol 43:82–91). Bei durch entsprechende CT- oder MRT-Bildgebung selektionierten Schlaganfallpatienten kann die Thrombektomie in der vorderen Hirnzirkulation bis zu 24 Stunden nach Symptombeginn zu einer funktionellen Verbesserung führen. Dies impliziert, dass entsprechende Patienten (ca. 5–10 % aller Schlaganfallpatienten) so schnell wie möglich in einer Klinik mit neuroradiologischer Interventionsmöglichkeit und Stroke Unit behandelt werden müssen und entsprechende regionale Versorgungskonzepte für diese Patientengruppe notwendig sind.