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Autoantikörper gegen Zentromere

Verfasst von: W. Stöcker
Autoantikörper gegen Zentromere
Synonym(e)
ACA; Anti-Centromer-Antikörper; CENP-Antikörper; Zentromer-Antikörper
Englischer Begriff
centromere antibodies
Definition
Zielantigene der Autoantikörper gegen Zentromere sind die 4 verschiedenen Proteine des Kinetochors Zentromer-Protein-A (17 kDa), -B (80 kDa), -C (140 kDa) und -D (50 kDa) (CENP-A, -B, -C, -D). Hauptantigen ist das Zentromer-Protein-B, das von allen Seren mit Zentromer-Antikörpern erfasst wird.
Funktion – Pathophysiologie
Unmittelbar vor einer Zellteilung besteht jedes Chromosom aus 2 genetisch identischen Hälften, den Chromatiden, die in der Region des Zentromers miteinander verbunden sind. Jedes Zentromer enthält ein Kinetochor, an dem im Lauf der Mitose Spindelfasern ansetzen und die Chromatiden zum jeweiligen Zentriol hinziehen. Die Zentromere sind bei progressiver Systemsklerose Ziel von Autoimmunreaktionen.
Probenstabilität
Autoantikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg.
Analytik
Antikörper gegen Zentromere können schon vor Beginn der progressiven Sklerodermie nachgewiesen werden. In der indirekten Immunfluoreszenz (IIFT, Immunfluoreszenz, indirekte) zeigt sich auf HEp-2-Zellen ein sehr spezifisches Fluoreszenzmuster, das durch feine, gleich große Granula (in der Regel 46 oder 92 Zentromere je Zellkern) charakterisiert ist (im Bild: Substrat HEp-2-Zellen):
Die Granula der Interphasezellen sind gleichmäßig über den Zellkern verteilt, bei mitotischen Zellen sind sie je nach Stadium bandförmig in der Medianebene (Metaphase) oder in 2 parallelen, sich den Zentriolen nähernden Bändern (Anaphase) angeordnet. Auf Gewebeschnitten der Primatenleber stellen sich 10–20 über den Zellkern verteilte Granula dar, die im Vergleich zum Bild bei HEp-2-Zellen wesentlich schwächer fluoreszieren und leicht übersehen werden können (im Bild: Substrat Primatenleber):
Mitotische Zellen sind auf der Leber nur selten zu identifizieren. Einstiegsverdünnung ist 1:100.
Bei verschiedenen sich überlagernden Fluoreszenzmustern sowie zur Bestätigung empfiehlt sich der Nachweis der Antikörper gegen Zentromere mit einem monospezifischen Testsystem (Enzyme-linked Immunosorbentassay, Immunblot).
Referenzbereich – Erwachsene
Negativ.
Referenzbereich – Kinder
Negativ.
Diagnostische Wertigkeit
Mit hoher Spezifität und einer Prävalenz von 80–95 % sind Antikörper gegen Zentromere pathognomonisch für die limitierte Form der progressiven Systemsklerose. Bei der limitierten Form sind die Akren bevorzugt, und die inneren Organe sind nur wenig betroffen. Hierzu gehört die bisher als CREST-Syndrom beschriebene Variante: Calcinosis cutis, Raynaud-Symptomatik, Ösophagusstarre, Sklerodaktylie, Teleangiektasien. Darüber hinaus treten Antikörper gegen Zentromere mit einer Prävalenz von 20–30 % bei primär biliärer Cholangitis (PBC, chronische nichteitrige destruierende Cholangitis; früher: primär biliäre Zirrhose) auf.
Literatur
Hanke K, Uibel S, Brückner C, Dähnrich C, Egerer K, Hiepe F, Schlumberger W, Riemekasten G (2007) Antibodies to CENP-B antigen identify a subgroup of systemic sclerosis patients presenting more frequently sicca syndrome and less frequently lung fibrosis, cardiac and vascular involvement – analysis of the Charité SSc cohort. In: Conrad K et al (Hrsg) From etiopathogenesis to the prediction of autoimmune diseases: relevance of autoantibodies, Bd 5. Pabst Science Publishers, Lengerich, S 477–478
Meurer M, Scharf A, Luderschmidt C, Braun-Falco O (1985) Zentromerantikörper und Antikörper gegen Scl-70-Nucleoprotein bei progressiver systemischer Sklerodermie: Diagnostische und prognostische Bedeutung. Dtsch Med Wochenschr 110:8–14CrossRefPubMed
Moroi Y, Peebles C, Fritzler MJ, Steigerwald J, Tan EM (1980) Autoantibody to centromere (kinetochore) in scleroderma sera. Proc Natl Acad Sci 77:1627–1631CrossRefPubMedPubMedCentral