Skip to main content

Knochenmarkausstrich

Verfasst von: H. Baum
Knochenmarkausstrich
Synonym(e)
Bröckchenausstrich
Englischer Begriff
bone marrow smear
Definition
Ausstrichpräparat eines Knochenmarkpunktates.
Physikalisch-chemisches Prinzip
Knochenmarkbröckchen werden nach Entnahme auf einen Objektträger gebracht und mit einem zweiten Objektträger mit mäßigem Druck planparallel verschoben und dadurch ausgestrichen. Nach mindestens 3 Stunden Lufttrocknung kann das Präparat dann gefärbt werden.
Einsatzgebiet
Differenzierung der Zellen des Knochenmarks bei allen Erkrankungen mit Verdacht auf eine Veränderung der qualitativen und/oder quantitativen Zellzusammensetzung im Knochenmark.
Untersuchungsmaterial
Bröckchen einer Knochenmarkpunktion.
Fehlermöglichkeit
  • Beimengung von peripherem Blut verfälscht die wahren Anteile der einzelnen Zellpopulationen.
  • Zu hoher Druck führt zu vielen kaputten Zellen, die keiner Reihe mehr zugeordnet werden können.
  • Zu niedriger Druck lässt die Zellen schrumpfen, weshalb sie schlechter zu differenzieren sind.
  • Färbung des Präparats ist schlecht.
Praktikabilität – Automatisierung – Kosten
Die Herstellung eines Knochenmarkausstriches erfordert viel Übung. Sie sollte unmittelbar nach Entnahme vorgenommen werden, um In-vitro-Artefakte zu vermeiden. Eine Automatisierung ist nicht möglich.
Bewertung – Methodenhierarchie (allg.)
Der Knochenmarkausstrich wird zur Erkennung von qualitativen und quantitativen Veränderungen der Knochenmarkzellen herangezogen (Referenzwerte s. Tabelle). Dabei müssen für etwaige Spezialfärbungen mehrere Ausstriche hergestellt werden.
In der Tabelle sind die Referenzwerte der relativen Verteilung der Knochenmarkzellen bei Patienten ohne hämatologische Erkrankungen bei normaler Zelldichte zusammengestellt (nach Theml et al. 2002):
Zellart
Mittelwerte (%)
Streuung (%)
% der Reihe
7,5
2,5–15
 
1
0,5–3
 
Myelomonozytäre Reihe
Blasten (Myelo-, Mono-, Lymphoblasten)
1
0,5–5
2
3
0–7,5
5
15
5–25
24
15
5–20
24
Stabkernige Granulozyten
15
5–25
24
Segmentkernige Granulozyten
7
0,5–15
11
Eosinophile Granulozyten
3
1–7
5
Basophile Granulozyten
0,5
0–1
1
2
0,5–3
3
Erythrozytäre Reihe
<1
 
5
Basophile Erythroblasten
3,5
0,5–7,5
15
Polychromatische, oxyphile und reife Erythroblasten
19
7–40
80
Megakaryozyten und deren Vorstufen
Abhängig von der Zelldichte
Ca. 0,5–2 pro Blickfeld in der Übersichtsvergrößerung
<1
  
<1
  
G/E-Index
ca. 3,0
  
Unterschieden werden qualitative von quantitativen Veränderungen der Zellzusammensetzung.
Qualitativ:
  • Vorherrschen einer Zellpopulation (z. B. bei akuten Leukämien, Lymphomen)
  • Vorkommen einer normalerweise nicht im Knochenmark nachweisbaren Zellpopulation (z. B. Tumorzellen)
Quantitativ:
  • Veränderungen der normalen Zelldichte (vermehrt, vermindert)
  • Veränderung der Zusammensetzung normalerweise vorkommender Zellen (z. B. G/E-Index verschoben)
Literatur
Boll I (1991) Knochenmark-Zytologie. In: Boll I, Heller S (Hrsg) Praktische Blutzelldiagnostik. Springer, Berlin/Heidelberg/New York, S 283–287CrossRef
Theml H, Diem H, Haferlach T (2002) Taschenatlas der Hämatologie, 5., vollst. u. bearb. Aufl. Thieme Verlag, Stuttgart, S 53