Atrioseptale Defekte (ASD) werden nach ihrer Lokalisation klassifiziert. Am häufigsten ist der Ostium-secundum-Defekt in der Mitte des Vorhofs. Er entsteht durch eine mangelhafte Entwicklung des Septum primum. Ostium-primum-Defekte sind meist groß, befinden sich im unteren Abschnitt des Vorhofseptums und gehen häufig mit einer
Mitralinsuffizienz einher. Sinus-venosus-Defekte liegen am Übergang von V. cava und rechtem Vorhof und sind häufig mit einer partiellen Lungenvenenfehlmündung assoziiert.
Obwohl ein ASD oft lange asymptomatisch bleibt, sollte er nach Diagnose wegen der Gefahr einer
Endokarditis rasch verschlossen werden.
Perioperatives Management
Prämedikation und Anästhesie bei asymptomatischen Patienten mit ASD für einen nichtherzchirurgischen Eingriff unterscheiden sich nicht grundsätzlich vom Vorgehen beim Herzgesunden. Maßnahmen, die den Druck im rechten Vorhof erhöhen (z. B. PEEP, Valsalva-Manöver), können zur Shuntumkehr führen und müssen wegen der Gefahr einer paradoxen Embolie vermieden werden.
Um eine Shuntumkehr zu vermeiden, sollte auf eine ausreichende linksventrikuläre Vorlast sowie eine stabile Kontraktilität geachtet und der SVR gesteigert werden. Gleichzeitig kann durch leichte Hypokapnie und eine Erhöhung der FIO2 versucht werden, den pulmonalvaskulären Widerstand (PVR) zu senken und damit den Gradienten zwischen links- und rechtsatrialem Druck zu erhöhen. Nur selten wird der ASD so groß sein, dass es infolge eines massiven Links-rechts-Shunts zu einer pulmonalen Hyper- und systemischen Hypoperfusion kommt. In diesem Sonderfall können Maßnahmen zur Erhöhung des PVR gerechtfertigt sein.
Eine Sonderform des ASD ist das offene Foramen ovale
. Es kommt bei ca. 25 % der Menschen vor und ist meist klinisch inapparent. Bei akuter pulmonaler
Hypertension besteht jedoch, ähnlich wie beim ASD, die Gefahr einer paradoxen Embolie. Vorsichtsmaßnahmen entsprechen denen bei ASD.
Die Indikation zu Operationen mit der Gefahr zentralvenöser Embolien (sitzende Lagerung, zementierte TEP etc.), aber auch für die Anlage eines zentralvenösen Katheters (Gefahr von Luft- und Thrombembolien) oder die Anwendung von PEEP >10 mbar sollte daher kritisch gestellt werden.