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Enzyklopädie der Schlafmedizin
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Publiziert am: 27.02.2020

Schlafstörende Nebenwirkungen von gebräuchlichen Medikamenten zur Therapie psychiatrischer Erkrankungen

Verfasst von: Kai Spiegelhalder und Magdolna Hornyak
Psychopharmaka können als Nebenwirkung den Schlaf stören, was sich in Ein- und/oder Durchschlafstörungen, Parasomnien oder im Auftreten von Schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS) oder Restless-Legs-Beschwerden äußern kann. In diesem Kapitel wird eine Übersicht über Psychopharmaka gegeben, die als Nebenwirkung Insomniebeschwerden auslösen können.

Englischer Begriff

sleep disturbing side-effects of drugs commonly used in the therapy of psychiatric disorders

Definition

Psychopharmaka können als Nebenwirkung den Schlaf stören, was sich in Ein- und/oder Durchschlafstörungen, Parasomnien oder im Auftreten von Schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS) oder Restless-Legs-Beschwerden äußern kann. In diesem Kapitel wird eine Übersicht über Psychopharmaka gegeben, die als Nebenwirkung Insomniebeschwerden auslösen können (zu detaillierten Angaben siehe auch Benkert und Hippius 2014).

Grundlagen

Antidepressiva

Substanzen, die eine Hemmung der Aufnahme von Serotonin oder Noradrenalin bewirken, können zu Schlafstörungen führen. Eine „Insomnie“ als Nebenwirkung kann bei folgenden häufig verwendeten Substanzen/Substanzgruppen auftreten:
  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (z. B. Citalopram, Paroxetin, Sertralin),
  • Selektive Noradrenalin-Rückaufnahmehemmer (z. B. Reboxetin),
  • Serotonin- und Noradrenalin-Rückaufnahmehemmer (z. B. Venlafaxin),
  • MAO-Hemmer (z. B. Tranylcypromin),
  • Trizyklische und Tetrazyklische Antidepressiva (z. B. Desipramin, Imipramin, Lofepramin).

Phasenprophylaktika

In diese Substanzgruppe gehören Lithium und verschiedene Antieepileptika, z. B. Carbamazepin, Valproinsäure, Lamotrigin. Insomniebeschwerden als Nebenwirkung treten unter der Gabe von Phasenprophylaktika nicht oder nur selten auf.

Neuroleptika

Vor allem Substanzen aus der Gruppe der atypischen Neuroleptika, die nicht nur dopaminantagonistische, sondern auch serotonerge Wirkungen besitzen wie Ziprasidon und Aripiprazol, können zu Schlafstörungen führen. Andere atypische und typische Neuroleptika führen eher zu Müdigkeit und erhöhtem Schlafbedürfnis (siehe „Schläfrigmachende Nebenwirkungen von gebräuchlichen Medikamenten zur Therapie psychiatrischer Erkrankungen“).

Anxiolytika

Beim Einsatz von Anxiolytika (in der Regel „Benzodiazepine“) tritt meistens eine Sedierung auf. Lediglich bei Buspiron, einem partiellen 5-HT1A-Rezeptor-Agonisten, werden als Nebenwirkungen Agitation und Schlafstörungen beschrieben. Beim Absetzen von Anxiolytika treten häufig Schlafstörungen auf (Rebound-Insomnie).

Antidementiva

Lediglich bei Galantamin, einem Azetylcholinesterasehemmer, wird Insomnie als seltene Nebenwirkung angegeben.

Medikamente zur Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen

In dieser Substanzgruppe ist vor allem Bupropion, ein kombinierter Noradrenalin- und Dopamin-Rückaufnahmehemmer, als den Schlaf störend zu nennen. Bupropion wird häufig im Nikotinentzug zur Minderung des Cravings (Verlangen nach der suchterzeugenden Substanz) eingesetzt. Insomnie als seltene Nebenwirkung tritt auch bei der Einnahme von Acamprosat auf, einem NMDA-Antagonisten (NMDA = N-Methyl-D-Aspartat), der als Anticraving-Substanz zur Unterstützung der Abstinenz bei Alkoholabhängigkeit gegeben wird.
Literatur
Benkert O, Hippius H (Hrsg) (2014) Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie, 10. Aufl. Springer Medizin Verlag, Heidelberg