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Chlamydia trachomatis

Verfasst von: W. Stöcker
Chlamydia trachomatis
Englischer Begriff
Chlamydia trachomatis
Beschreibung des Erregers
Chlamydia trachomatis gehört neben Chlamydia pneumoniae und Chlamydia psittaci zu den humanpathogenen Chlamydienarten. Sie zählen zu den kleinsten intrazellulär lebenden, gramnegativen Bakterien und nutzen für den eigenen Stoffwechsel vor allem das Adenosintriphosphat der Wirtszelle.
Erkrankungen
Der Erreger verursacht folgende Erkrankungen:
  • Das Trachom, eine chronische, follikuläre Keratokonjunktivitis (Serotypen A–B1, B2–C)
  • Infektionen des Urogenitaltrakts bei Mann und Frau (Urethritis, Zervizitis, Salpingitis), teilweise mit reaktiver Arthritis (Serotypen D–K)
  • Das Lymphogranuloma venereum, eine vor allem in warmen Ländern vorkommende Geschlechtskrankheit (Serotypen L1–L3)
Die Serotypen A–C werden durch infektiöses Augensekret übertragen, die Serotypen D–K sowie L1–L3 durch sexuellen Kontakt oder perinatal. Der Mensch ist das einzige Erregerreservoir.
Bis heute gibt es keine Impfung gegen Chlamydien. Chlamydieninfektionen sind mit Antibiotika über 7–14 Tage gut behandelbar. Bei einer reaktiven Arthritis ist eine längere, differenzierte Behandlung erforderlich, und zwar lokal und systemisch.
Analytik
Direktnachweise durch Nukleinsäureamplifikationsverfahren (z. B. PCR (Polymerase-Kettenreaktion)) oder mittels direkter Immunfluoreszenz. Die Kultur erfordert große technische Expertise.
Serologie: Nachweis von Antikörpern gegen Chlamydia trachomatis durch Enzymimmuntechniken (Enzymimmunoassay) (die reaktiven Oberflächen werden vorwiegend mit Membranproteinen beschichtet) oder indirekte Immunfluoreszenz (Immunfluoreszenz, indirekte) (speziesspezifischer Mikroimmunfluoreszenztest: gereinigte Elementarkörperchen als Substrat, Inaktivierung des Lipopolysaccharid-(LPS-)Antigens, um Kreuzreaktivitäten zu minimieren, serologischer Goldstandard).
Untersuchungsmaterial – Probenstabilität
Direktnachweis und Kultur: Bei Genitalinfektionen werden Erststrahlurin oder Zervix-, Vaginal- und Urethralabstriche gewonnen (Dacron- oder Rayon-Abstrichtupfer verwenden!). Ideal zum Nachweis einer spezifischen Zervizitis sind laparoskopisch erhaltene Tubenabstriche oder Punktate des Douglas-Raums. Für die Zellkultur wird das Patientenmaterial in Spezialtransportmedien eingeimpft, es ist gekühlt zu transportieren und innerhalb von 4 Stunden anzusetzen.
Serologie: Serum oder Plasma für den Nachweis der Antikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg. Zur Tiefkühlkonservierung des IgM kann man den Proben 80 % gepuffertes Glyzerin beifügen.
Diagnostische Wertigkeit
Bei akuten urogenitalen Infektionen wird angestrebt, die Erreger durch direkte Nachweisverfahren zu identifizieren. Aufgrund einer Spezifität von nahezu 100 % galt der kulturelle Nachweis von Chlamydia trachomatis bis vor einiger Zeit als der Goldstandard in der Diagnostik urogenitaler Chlamydieninfektionen, wurde aber wegen des zu großen Aufwands und der zu geringen Sensitivität durch die PCR verdrängt.
Bei Chlamydia-trachomatis-assoziierten Folgeerkrankungen wie Tubarsterilität und reaktiver Arthritis ist der direkte Erregernachweis häufig nicht mehr möglich. Zur Sicherung der Diagnose kann der Nachweis spezifischer Antikörper in diesen Fällen hilfreich sein. Kreuzreaktionen mit den übrigen Chlamydienspezies sind auszuschließen, z. B. durch die parallele Untersuchung der Antikörper gegen Chlamydia psittaci und Chlamydia pneumoniae, gegebenenfalls mit Biochip-Mosaiken.
Ein Chlamydia-trachomatis-Screening beider Elternteile vor einer geplanten Schwangerschaft wird empfohlen. Der Direktnachweis von Chlamydia trachomatis an der Portio uteri zu Beginn einer Schwangerschaft gehört heute zum Standardprogramm der Vorsorgeuntersuchungen, da diese Infektion mit dem Risiko von Früh- und Totgeburten assoziiert ist (Mutterschaftsvorsorge).
Literatur
RKI (2009) Infektionen durch Chlamydien (Teil 1): Erkrankungen durch Chlamydia trachomatis. Epid Bull 37:369–373
Schütt S, Essig A (2004) Diagnostik von Chlamydien-Infektionen. J Lab Med 28(2):144–153