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ECHO-Viren

Verfasst von: W. Stöcker
ECHO-Viren
Englischer Begriff
human Echovirus (enteric cytopathic human orphan virus)
Beschreibung des Erregers
Familie: Picornaviridae; Genus: Enterovirus; Spezies: humane ECHO-Viren 1–7, 9, 11–21, 24–27, 29–33, 69, 73–78. Unbehüllte Einzelstrang-RNA-Viren mit kubischer Symmetrie, Durchmesser 24–30 nm, 4 nichtglykosylierte Viruskapsidproteine (VP1–VP4), apathogen (außer ECHO 9) für neugeborene Mäuse (Unterschied zu Coxsackie-Viren); weltweites Vorkommen.
Erkrankungen
90–95 % der Infektionen verlaufen asymptomatisch. Im Vergleich zu Poliomyelitis-Virusinfektionen verminderter Neurotropismus (jedoch ist eine Beteiligung des ZNS wie bei Infektionen mit allen Enteroviren nicht ausgeschlossen), dafür breiteres Krankheitsspektrum: Infektionen des oberen Respirationstrakts, gastrointestinale Erkrankungen, Exantheme, Enantheme, Myoperikarditis, disseminierte Infektionen bei Neugeborenen, Meningitis, Enzephalitis. Bei immunsupprimierten Patienten chronische Meningoenzephalitis.
Übertragung: fäkal-oral, aerogen (Tröpfchen, Mund-zu-Mund-Kontakt, kontaminiertes Trinkwasser), nosokomial.
Inkubationszeit: im Mittel 7–14 Tage.
Therapie: symptomatisch, spezifische antivirale Medikamente sind noch nicht verfügbar.
Analytik
Kultur und Direktnachweis: Die Virusvermehrung erfolgt in Monolayerzellkulturen, z. B. von MRC 5-, HeLa- oder Vero-Zellen, die Virusidentifizierung mittels Neutralisationstest unter Verwendung von Antiseren bekannter Spezifität. RT-PCR (PCR (Polymerase-Kettenreaktion)) wird zum Nachweis viraler RNA eingesetzt, eine Typisierung ist durch anschließende Sequenzierung der kodierenden Region VP1 möglich.
Serologie: Anwendung finden indirekte Immunfluoreszenz (Immunfluoreszenz, indirekte), Neutralisationstest und Enzyme-linked Immunosorbent Assay (ELISA). Bei Verwendung von Antigenlysaten können ELISA immunologische Kreuzreaktionen zeigen, weshalb hier die Bestimmung gruppenspezifischer Antikörper im Mittelpunkt steht. Kreuzreaktionen werden z. T. auch im Neutralisationstest beobachtet (Typ 1 mit 8, Typ 12 mit 29, Typ 6 mit 30). Der beste serologische Beweis einer frischen Infektion ist ein deutlicher Anstieg des IgG-Titers innerhalb 1–3 Wochen oder der Nachweis erregerspezifischer IgM-Antikörper.
Untersuchungsmaterial – Probenstabilität
Direktnachweis und Kultur: Untersucht werden Rachenabstrich, Stuhl und je nach Organmanifestation Rektal- und Konjunktivalabstriche, Blut, Liquor und Bläschensekret oder Biopsien. Das Transportmedium sollte neutral sein und antibakteriell wirken. Das Material sollte bis zur Weiterverarbeitung bei +4 bis +8 °C aufbewahrt werden. Direktnachweise sind innerhalb von 24 Stunden durchzuführen, Kulturen innerhalb von 6 Stunden anzulegen. Bei längerer Transportzeit ist das Material einzufrieren.
Serologie: Serum oder Plasma für den Nachweis der Antikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg. Zur Tiefkühlkonservierung des IgM kann man den Proben 80 % gepuffertes Glyzerin beifügen.
Diagnostische Wertigkeit
Dem Erregernachweis mittels Kultur und sich anschließender Typisierung mittels PCR kommt eine wesentliche Bedeutung zu. Der Nutzen der Serologie ist aufgrund hoher Durchseuchungsraten und massiver Kreuzreaktivitäten zwischen den verschiedenen Serotypen eingeschränkt. Hier kommt es vor allem auf die Bestimmung neutralisierender Antikörper an. Der signifikante Anstieg spezifischer Antikörpertiter innerhalb von 2 Wochen beweist eine frische Infektion.
Literatur
Pallansch M, Roo R (2007) Enteroviruses: polioviruses, coxsackieviruses, echoviruses and newer enteroviruses. In: Knipe DM et al (Hrsg) Fields virology, Bd 1, 5. Aufl. Wolters Kluwer Lippincott Williams & Wilkins, Philadelphia, S 2839–2893
Robert-Koch-Institut Berlin (2012) Infektionen durch Enteroviren. ECHO-Virus-Infektionen. In: Kiehl W (Hrsg) Kompendium Infektiologie & Infektionsschutz. Berlin: H. Hoffmann GmbH Verlag https://​www.​rki.​de/​DE/​Content/​InfAZ/​E/​Enteroviren/​Kompendium.​html
Zeichhardt H, Grunert HP (2003) Enteroviruses: polioviruses, coxsackieviruses, echoviruses and enteroviruses. In: Cohen I, Powderly WG, Opal SM (Hrsg) Infectious diseases, Bd 213, 2. Aufl. Elsevier Health Sciences, London, S 1993–2006