Beim Abbau der Erythrozyten im retikuloendothelialen System (RES) werden geringe Mengen dimeres Hämoglobin freigesetzt. Dieses freigesetzte Hämoglobin wird äquimolar an Haptoglobin gebunden und dem RES wieder zugeführt. Wird die Bindungskapazität des Haptoglobins überschritten (z. B. starke Hämolyse), so kann freies Hämoglobin im Plasma nachgewiesen werden.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Heparinplasma, Citratplasma, Blut frei abtropfen lassen und schonend transportieren.
Probenstabilität
Möglichst schnelle Abtrennung des Plasmas, um falsch hohe Messwerte durch Übertritt von Hämoglobin aus den Erythrozyten in vitro zu vermeiden. Im Plasma selbst ist der Parameter dann stabil.
Präanalytik
Es stehen mehrere Methoden zur Verfügung:
Methode nach Harboe
Photometrische Messung des verdünnten Plasmas bei 3 Wellenlängen und Berechnung nach der Formel:
Die Methode wird durch eine starke Lipämie gestört.
Immunologische Methoden
Nephelometrie, Turbidimetrie.
Konventionelle Einheit
mg/dL.
Referenzbereich – Erwachsene
<5 mg/dL.
Referenzbereich – Kinder
<5 mg/dL.
Indikation
Diagnose und Verlaufsbeurteilung von akuten und chronischen Hämolysen
Nachweis artifizieller präanalytischer Hämolysen
Interpretation
Anstieg des freien Hämoglobins über 5 mg/dL spricht für das Vorliegen einer stärkeren Hämolyse. Dabei ist die Erhöhung des freien Hämoglobins ein empfindlicherer Parameter einer Hämolyse als die LDH, jedoch erst nach starkem Abfall des Haptoglobins.
Diagnostische Wertigkeit
Die Bestimmung des freien Hämoglobins ist eine wichtige Kenngröße zur Beurteilung des Hämolyseausmaßes. In erster Linie ist dabei differenzialdiagnostisch zu denken an:
Herzklappenersatz
Extrakorporaler Kreislauf bei herzchirurgischen Eingriffen
Bednar R, Bayer PM (1994) Freies Hämoglobin im Plasma – Vergleich zweier spektralphotometrischer Methoden; Bilirubin als Störfaktor. Lab Med 18:196–199
Thomas L (2005) Freies Hämoglobin. In: Thomas L (Hrsg) Labor und Diagnose. Indikation und Bewertung von Laborbefunden für die medizinische Diagnostik, 6. Aufl. TH-Books, Frankfurt am Main, S 196–199