OCT ist ein in den Mitochondrien der Leberzellen (Hepatozyten) lokalisiertes, in den Harnstoffzyklus integriertes Enzym, das die Carbamoylierung von L-Ornithin zu L-Citrullin katalysiert und dessen Aktivitätsanstieg im Serum als sensitive und weitgehend spezifische Kenngröße der Leberzellnekrose dient.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
OCT ist nahezu ausschließlich in den Hepatozyten, dem exklusiven Ort der Ammoniakentgiftung (Ammonium) im Harnstoffzyklus (Krebs-Henseleit-Zyklus) lokalisiert, wo es in den Mitochondrien die Übertragung der Carbamoylgruppe von Carbamoylphosphat auf Ornithin unter Bildung von Citrullin katalysiert. OCT kommt auch mit geringer Aktivität in intestinaler Mukosa und Leukozyten (Leukozyt) vor.
Funktion – Pathophysiologie
Da das Enzym subzellulär in den Mitochondrien kompartimentiert ist, ist seine Freisetzung in die Zirkulation Ausdruck einer tiefgreifenden Parenchymzellschädigung (Nekrose), etwa vergleichbar der der Glutamat-Dehydrogenase (GLDH).
Differenzialdiagnostik der kongenitalen Hyperammoniämiesyndrome durch Enzymdefizienz, z. B. OCT-Mangel
Diagnose von Leberzellnekrosen im Rahmen infektiöser, toxischer und hypoxischer Leberschäden
Interpretation
Die kongenitale, X-chromosomal rezessiv vererbte OCT-Defizienz (Frequenz 1:100.000) führt durch verminderte Harnstoff-Bildung zur kongenitalen Hyperammoniämie, die durch eine fehlende OCT-Aktivität im Leberbiopsiematerial nachgewiesen werden kann (Ammonium).
Diagnostische Wertigkeit
Erhöhte Enzymaktivitäten im Serum sind eine spezifische und sensitive Kenngröße hepatozellulärer Nekrosen, z. B. akute Virushepatitis, toxische Schädigung, Lebermetastasen und Gallengangverschluss. OCT kann nicht differenzieren zwischen hepatischen und biliären Erkrankungen. Wegen methodischer Probleme und fehlender Standardisierung ist die Bestimmung der OCT im klinischen Labor jedoch sehr eingeschränkt.
Literatur
Vassef AA (1978) Direct micromethod for colorimetry of serum ornithine carbamoyltransferase activity, with use of a linear standard curve. Clin Chem 24:101–107PubMed