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Synthacain

Verfasst von: T. Arndt
Synthacaine
Synonym(e)
„Legales Kokain“
Englischer Begriff
synthacaine; legal cocaine
Definition
Szenename für eine nicht näher definierte Mischung vorgeblich legaler psychoaktiver Substanzen, die, durch Schniefen konsumiert, kokainähnliche stimulierende Wirkungen entfaltet.
Beschreibung
In Synthacainprodukten wurden Methiopropamin und 2-Aminoindan bzw. Methiopropamin und Benzocain gefunden. Im Blut eines intoxikierten Synthacainkonsumenten mit Konfusion, paranoidem Verhalten, Halluzinationen und Sprachstörungen wurden 13 Stunden nach Aufnahme in der Notaufnahme 14 ng/mL Methiopropamin gemessen. Ein anderer Synthacainpatient mit Erregtheit, Xerostomie, Brustschmerzen, schwerer Dyspnoe und Tachykardie hatte 11 ng/mL MAM-2201 und Benzocain im Blut.
Offenbar enthalten Synthacaine, wie viele Neue Psychoaktive Substanzen (NPS), hersteller- und chargenabhängig qualitativ und quantitativ variierende Wirkstoffe. Dies erschwert die Dosierung für den Konsumenten, führt zu einem „bunten“ Intoxikationsbild und erfordert letztlich eine allgemeine Suchanalyse zur Wirkstoffidentifizierung.
Anmerkungen
Das Lokalanästhetikum Benzocain betäubt die durch die nasale Applikation gereizten Schleimhäute. Methiopropamin, ein Thiophenanalog zum Methamphetamin (s. Abbildung), ist ein selektiver Noradrenalin-Dopamin-Reuptake-Hemmer, bewirkt also eine höhere Neurotransmitterkonzentration im synaptischen Spalt und damit eine stärkere Erregung der postsynaptischen Zelle. Methiopropamin (syn. MPA, Methedrene, Syndrax) ist dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) in Anlage I als nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel unterstellt. MAM-2201 ist ein sog. synthetisches Cannabinoid (Cannabinoide). Es war zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch nicht dem BtMG unterstellt.
Strukturen von Methamphetamin und Methiopropamin (Thiophen, syn. Thiofuran, in Rot):
Literatur
Cumba LR, Kolliopoulos AV, Smith JP et al (2015) Forensic electrochemistry: indirect electrochemical sensing of the components of the new psychoactive substance „Synthacaine“. Analyst 140:5536–5545CrossRefPubMed
Daveluy A, Castaing N, Cherifi H et al (2016) Acute methiopropamine intoxication after „Synthacaine“ consumption. J Anal Toxicol 40:758–760PubMed
Lonati D, Buscaglia E, Papa P et al (2014) MAM-2201 (analytically confirmed) intoxication after „Synthacaine“ consumption. Ann Emerg Med 64:629–632CrossRefPubMed