Zusammenfassung
Enkopresis (oder Stuhlinkontinenz) ist durch das Absetzen von Stuhl an nicht dafür vorgesehenen Stellen ab dem Alter von 4 Jahren nach Ausschluss von organischen Ursachen definiert. Die beiden wichtigsten Formen sind die Enkopresis mit und ohne Obstipation. Neuere Klassifikationen differenzieren zwischen der funktionellen Obstipation und der nicht-retentiven Stuhlinkontinenz. Für alle Formen sind verhaltenstherapeutische Maßnahmen, vor allem ein Toilettentraining, als Basistherapie wirksam. Bei der Obstipation sind zusätzlich Laxanzien notwendig: zur initialen Entleerung von retinierten Stuhlmassen (Desimpaktion) wie auch zur langfristigen Vermeidung einer Reakkumulation von Stuhl (Erhaltungstherapie). Mittel der ersten Wahl dabei ist Polyethylenglykol (PEG). Bei der nicht-retentiven Stuhlinkontinenz sind Laxanzien nicht indiziert und können zu einer Verschlechterung der Symptomatik führen. Weitere Indikationen für eine Pharmakotherapie können sich aus der hohen Rate von komorbiden psychischen Störungen ergeben, die 30–50 % der Kinder mit Enkopresis betreffen.