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Erschienen in: Zeitschrift für Epileptologie 3/2016

15.07.2016 | Epilepsie | Für Sie gelesen

Journal Club

verfasst von: Prof. Dr. D. Rating

Erschienen in: Clinical Epileptology | Ausgabe 3/2016

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Auszug

Bereits im 19. Jahrhundert beobachteten Mönche, dass einige ihrer Glaubensbrüder mit Epilepsie während der Fastenzeit weniger Anfälle hatten – der Beginn der ketogenen Diät (KD). Während der Fakt schon mehr als 100 Jahre bekannt ist, besteht immer noch Unklarheit über das „Wie“. Im Laufe der Zeit wurden, um das Fasten nachzuahmen, neben der klassischen KD (Restriktion der Kohlehydrate bei gleichzeitiger Erhöhung des Fettangebots in der Nahrung) andere Formen einer KD entwickelt, u. a. auch eine Diät mit mittelkettigen Triglyceriden (MCT), deren Effektivität klinisch unbestritten ist. Bei der MCT-Diät kommt es zu einem starken Anstieg der Konzentrationen von Octan- und Decansäure im Serum, was auch genutzt wird, um die MCT-Diät zu steuern. Chang et al. [1] stellten die Decansäure in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen (lesenswertes Editorial zu dieser Arbeit: [2]). Sie verwendeten für ihre Versuche frisch präparierte Dünnschnitte des Hippocampus und des entorhinalen Cortex und nutzten Patch-Klemm-Technik und Neuroneneinzelableitungen, um die epileptische Aktivität des Gewebes zu charakterisieren. Die Zugabe von Decansäure in ihr Modell konnte die Pentylentetrazol-verursachte epileptische Aktivität deutlich und signifikant reduzieren. Die Schaffung eines ketotischen Milieus im Dünnschichtpräparat an sich oder die Erhöhung der β‑Hydroxybuttersäure-Konzentration im Medium, womit eine klassische KD simuliert wurde, hatten keinen Effekt auf die neuronale Entladungsaktivität. Um diesen Effekt auf molekularer Ebene weiter aufzuklären, stellten sie sich die Frage, ob es zu einer Modifikation der exzitatorischen oder aber der inhibitorischen Neurotransmission kommt und nachfolgend, über welchen der möglicherweise involvierten Rezeptoren (NMDA, GABA-A, GABA-B, AMPA) dieser Effekt moduliert wird. Sie endeten mit dem Befund, dass Decansäure signifikant und direkt die Aktivität der postsynaptischen, exzitatorischen AMPA-Rezeptoren beeinflussen würde. In diesem Zusammenhang ist es von Interesse, dass Perampanel, dem vom GBA (Gemeinsamer Bundesausschuss) gerade kein zusätzlicher Nutzen beschieden wurde, eine der wenigen Antiepileptika ist, das an diesem AMPA-Rezeptor angreift. Die Untersuchungen von Chang et al. zeigen einen spezifischen Mechanismus, wie die MCT-Diät zur Anfallsverbesserung (bis hin zu Anfallsfreiheit) beitragen könnte. Die Untersuchungen erklären aber nicht, warum auch die anderen Formen der KD, die zu keiner wesentlichen Veränderungen der Decansäure führen, ebenfalls effektiv bei pharmakaresistenten Epilepsien sind. …
Literatur
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Metadaten
Titel
Journal Club
verfasst von
Prof. Dr. D. Rating
Publikationsdatum
15.07.2016
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Schlagwort
Epilepsie
Erschienen in
Clinical Epileptology / Ausgabe 3/2016
Print ISSN: 2948-104X
Elektronische ISSN: 2948-1058
DOI
https://doi.org/10.1007/s10309-016-0071-4

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