Zusammenfassung
Am Ende des 2. Weltkrieges (1945) schrieb der New Yorker Internist Henry D. Richardson sein weitsichtiges Werk Patienten haben Familien, das großes Interesse fand. Darin beschreibt er die »Entwicklung der Medizin vom erkrankten Organ, über die Persönlichkeit des Patienten zum Verständnis des Patienten als Teil seiner Familie in einem bestimmten sozialen Umfeld«. Dieser familienmedizinische Zugang ist wegweisend für die hausärztliche (primärmedizinische) Praxis in allen Ländern und bestimmt auch unser Verständnis der psychosomatischen Grundversorgung. Im Folgenden werden die Grundannahmen solcher Systemsicht zusammengefasst und auf Grundthemen angewandt, wie sie für den ärztlichen Alltag typisch sind: Partnerschaft, Erziehung, alte Menschen und familiäre Belastungen durch schwere oder chronische Krankheiten. Fallbeispiele und Hinweise zum diagnostischen Vorgehen sollen die Praxisrelevanz hervorheben. Dabei ist der Übergang zur Paar- und Familientherapie fließend.