Erschienen in:
15.04.2016 | Epilepsie | Kasuistiken
Funktionelle Hemisphärektomien
Langzeitverlauf bei erwachsenen Patienten des Epilepsiezentrums Kork
verfasst von:
Prof. Dr. Bernhard J. Steinhoff, Andreas Schulze-Bonhage, Josef Zentner, Anke M. Staack
Erschienen in:
Clinical Epileptology
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Ausgabe 3/2016
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Zusammenfassung
Die funktionelle Hemisphärektomie ist eine etablierte und in geeigneten Fällen äußerst erfolgreiche epilepsiechirurgische Methode, die vorwiegend im Kindesalter durchgeführt wird. Wegen der unabwendbaren Risiken und Defizite war man stets bei Erwachsenen trotz katastrophaler Epilepsieverläufe zurückhaltender. Neben anderen Autoren haben auch wir schon 2009 anhand einer Zusammenstellung einiger Fälle aufgezeigt, dass dramatische Verbesserungen durch den Eingriff bei Erwachsenen möglich sind und operationsbedingte Defizite bei Abwägung von Nutzen und Risiko im Einzelfall nach entsprechend sorgfältiger Aufklärung durchaus wissentlich in Kauf genommen werden können.
Über die damals publizierten 4 Fälle hinaus wurde inzwischen eine weitere Patientin dem Eingriff unterzogen. Wir berichten daher den Langzeitverlauf bei 5 erwachsenen Patienten mit einem postoperativen medianen Beobachtungsintervall von 9 Jahren (7–10 Jahre). In 2 Fällen traten nach jahrelanger Anfallsfreiheit (5 bzw. 9 Jahre) Anfälle wieder auf, deren Semiologie im Vergleich zur präoperativen Situation verändert war. In beiden Fällen ließ sich durch eine Anpassung der Medikation eine Beherrschung der Anfallssituation erreichen. In einem der beiden Fälle war die Medikation postoperativ ganz abgesetzt worden. Angesichts der massiven Vorschädigung, die bei Kandidaten für eine funktionelle Hemsiphärektomie besteht, sollte darauf möglicherweise bei guter Verträglichkeit eher verzichtet werden.