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Erschienen in: Der Urologe 4/2013

01.04.2013 | Geschichte der Urologie

Galen von Pergamon (129–216/217) und seine Beiträge zur Urologie

Teil I: Leben, Werk und medizinisches System

verfasst von: Prof. Dr. F.J. Marx

Erschienen in: Die Urologie | Ausgabe 4/2013

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Zusammenfassung

Galen von Pergamon war neben Hippokrates der wirkmächtigste Arzt und sicher der bedeutendste medizinische Forscher der Antike. Sein humoralpathologisches Körperkonzept und seine Anatomie dominierten die westliche Medizin bis in das 16. Jahrhundert und beeinflussten die Heilkunde in all ihren Bereichen noch bis Ende des 17. Jahrhunderts und darüber hinaus. Nach einigen Daten zu seiner Vita werden die philosophischen und epistemiologischen Grundlagen seines „medizinischen Systems“ skizziert und in den Kontext der im 2. Jahrhundert n. Chr. vorherrschenden medizinischen Sekten gestellt. Aus dem riesigen Werk Galens werden die im Hinblick auf die urologische Fragestellung relevantesten Schriften kurz charakterisiert.
Im 2. Teil der Arbeit werden Galens Beiträge zu den Bereichen der Medizin, die wir heute unter „Urologie“ subsumieren, dargestellt und analysiert. Außerdem werden einschlägige Originalkasuistiken Galens auf der Basis der griechischen Texte dargestellt. Abschließend folgt eine Würdigung Galens aus heutiger Sicht.
Fußnoten
1
Die Zitate aus den Originaltexten Galens beziehen sich im Folgenden – wenn nicht anders angegeben – auf die Ed. C. G. Kühn (Leipzig 1819–33) [13]: Hier also: Bd. 2, S 26–38.
 
2
Diesen Beinamen erhielt er von seinem Vater Nikon. Das ihm später zugeschriebene nomen gentile „Claudius“ ist historisch nicht belegt und wahrscheinlich das Resultat eines Übertragungs-/Interpretationsfehlers im Mittelalter: das als Epitheton ornans dem Namen vorangestellte „Cl“ stand für „clarissimus“, der Hochberühmte (P. Boussel, 1961: zitiert bei [1]).
 
3
Ob dort zwischen 153–157 noch Sektionen auch menschlicher Leichen möglich waren, die in Alexandria im 3. Jahrh. v. Chr. ja erstmals durchgeführt worden waren, ist eher unwahrscheinlich bzw. umstritten [5, 18].
 
4
In diese – wohl produktivste – Zeit fallen die Publikation einiger seiner bedeutensten und in unserem Zusammenhang wichtigsten Werke wie „De Usu Partium“ (funktionelle Anatomie), „De Anatomicis Administrationibus (Sektionsanleitung und systematische Anatomie des Affen) und „De Methodo Medendi“ (Therapiehandbuch).
 
5
Niedergelegt im Corpus Hippocraticum (entstanden vorwiegend im 5. bis 4. Jahrh. v. Chr., teilweise aber auch in hellenistischer Zeit).
 
6
Das Werk Galens repräsentiert ca. ein Achtel der gesamten überlieferten griechischen Literatur zwischen der Zeit Homers und dem Ende des 2. Jahrh. n. Chr. [12].
 
7
Corpus Medicorum Graecorum (2012) http://galen.bbaw.de. Der Thesaurus Linguae Graecae ist nur nach Subskription verfügbar: http://www.tlg.uci.edu. Eine Konkordanz der Ed. Kühn mit der Klassifikation des Thesaurus Linguae Graecae ist online unter: http://titus.uni-frankfurt.de/lexica/galenah1.pdf. (Recherche jeweils 15.09.2012).
 
8
Nach J. Jouanna [12] wird der Name des Hippokrates im Werk Galens über 2500-mal zitiert.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Galen von Pergamon (129–216/217) und seine Beiträge zur Urologie
Teil I: Leben, Werk und medizinisches System
verfasst von
Prof. Dr. F.J. Marx
Publikationsdatum
01.04.2013
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Die Urologie / Ausgabe 4/2013
Print ISSN: 2731-7064
Elektronische ISSN: 2731-7072
DOI
https://doi.org/10.1007/s00120-012-3064-6

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