Erschienen in:
19.03.2018 | Glioblastom | kurz notiert
Erkältungsviren erfolgreich im Kampf gegen Hirntumoren
verfasst von:
Judith Neumaier
Erschienen in:
InFo Hämatologie + Onkologie
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Ausgabe 2/2018
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Auszug
Ein modifiziertes Erkältungsvirus, ein Adenovirus mit Namen Delta-24-RGD (DNX-2401), führte in einer Phase-I-Studie beim Patienten mit rezidiviertem Glioblastom zu einem außergewöhnlichen Ansprechen. 20 % der Patienten überlebten mehr als drei Jahre. Delta-24-RGD ist ein tumorselektives onkolytisches Adenovirus mit dem die Tatsache ausgenutzt wird, dass das Retinoblastomprotein, welches normalerweise vor einer Vireninfektion schützt, in Hirntumoren fehlt oder defekt ist. Im Rahmen der Studie wurde es direkt in die Tumoren von 25 Patienten injiziert, deren Glioblastom nach der Operation oder nach anderen Therapie rezidiviert war. Diese Patienten haben bislang eine Überlebensprognose von median nur sechs Monaten. Drei von fünf Langzeitüberlebenden erreichten ein dauerhaftes vollständiges Ansprechen. Bei 18 Patienten (72 %) konnte der Tumor zumindest reduziert werden. Das mediane Gesamtüberleben lag bei 9,5 Monaten. In der Bildgebung bestätigte sich die tumorabtötende Wirkung und die resultierende Immunreaktion, die nach den Vermutungen der Forscher hinter dem Langzeitansprechen steckt. Es zeigte sich außerdem, dass das Immunsystem die Viren innerhalb eines Monats eliminierte, die Tumorreduktion bei Patienten mit vollständigem Ansprechen aber für ein Jahr oder länger anhielt. Drei bis vier Jahre später war es allerdings bei allen drei Patienten mit vollständigem Ansprechen zu einem Rezidiv mit tödlichem Ausgang gekommen. Die Toxizitäten dieser Therapie waren minimal, geringgradige Nebenwirkungen traten bei zwei Patienten auf [Lang FF et al. J Clin Oncol. 2018; https://doi.org/10.1200/JCO.2017.75.8219]. …