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Erschienen in: Der Urologe 9/2007

01.09.2007 | Leitthema

Gustav Klimt und die Medizin

Das Fakultätsbild der „Medizin“ – die Beziehung zur Familie Zuckerkandl

verfasst von: PD Dr. D. Schultheiss

Erschienen in: Die Urologie | Ausgabe 9/2007

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Zusammenfassung

Der Jugendstilkünstler Gustav Klimt (1862-1918), Mitbegründer der Wiener Secession, wurde 1894 beauftragt für die Aula der Universität Wien 3 Deckengemälde der Fakultäten „Philosophie“, „Medizin“ und „Jurisprudenz“ zu arrangieren. Nach den ersten öffentlichen Präsentationen dieser Bilder ab 1900 erhoben sich heftige Proteste, da keine historistische Allegorie, sondern eine moderne symbolistische Darstellung im Stile der Secession vom Künstler ausgeführt worden war. Der Streit um die sog. Fakultätsbilder ging soweit, dass Klimt 1905 endgültig von dem Auftrag Abstand nahm und seine Bilder vom staatlichen Auftraggeber zurückerwarb. Die Gemälde wurden später von der Österreichischen Galerie erworben und 1943 im niederösterreichischen Schloss Immendorf eingelagert, wo sie im Mai 1945 bei Auszug der deutschen Truppen durch einem Brand im Schloss zerstört wurden. Heute existieren neben den Vorstudien von Klimt nur noch Schwarz-weiß-Photographien der 3 Bilder sowie eine Farbreproduktion von 1931 des Ausschnittes der Hygieia aus der „Medizin“.
Durch die öffentliche Ablehnung der Fakultätsbildern vollzog Gustav Klimt einen Bruch mit der offiziellen staatlichen Auftragskunst und wandte sich gezielt an private Auftraggeber der Wiener Gesellschaft. Einer dieser intensiven Kontakte bestand zu dem Anatomen Emil Zuckerkandl und dessen im kulturellen Gesellschaftsleben sehr aktiven Frau Berta. Zuckerkandl hatte im Streit um die Fakultätsbilder als einer von wenigen Hochschulprofessoren eine Gegenpetition zur Belassung der Bilder unterschrieben. Sein Bruder, der Industrielle Victor Zuckerkandl, war einer der größten Sammler und Mäzen der Secessions-Kunst. Auch der 3. Bruder, der bekannte Urologe Otto Zuckerkandl (1861-1921), Vorsitzender des 2. und 3. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Urologie in den Jahren 1909 und 1911, hatte engen Kontakt zu Klimt. Zwischen 1913 und 1917 entstand ein Portrait seiner Frau Amalie, welches jedoch unvollendet blieb.
Literatur
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Zurück zum Zitat Figdor PP (2002) Otto Zuckerkandl – ein Leben für die Urologie. Urologik (Suppl.) Figdor PP (2002) Otto Zuckerkandl – ein Leben für die Urologie. Urologik (Suppl.)
Metadaten
Titel
Gustav Klimt und die Medizin
Das Fakultätsbild der „Medizin“ – die Beziehung zur Familie Zuckerkandl
verfasst von
PD Dr. D. Schultheiss
Publikationsdatum
01.09.2007
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Die Urologie / Ausgabe 9/2007
Print ISSN: 2731-7064
Elektronische ISSN: 2731-7072
DOI
https://doi.org/10.1007/s00120-007-1533-0

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