Hohes Risiko für stumme Infarkte bei kardialer autonomer Neuropathie

Bei Diabeteskranken bleiben Myokardinfarkte oft asymptomatisch. Die gezielte Suche nach einer stummen KHK scheint sich besonders zu lohnen, wenn eine kardiale autonome Dysfunktion nachgewiesen wurde. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Menschen mit Typ-2-Diabetes und einer kardialen autonomen Neuropathie (CAN) haben ein hohes Risiko, stille Myokardischämien zu entwickeln. Diesen Zusammenhang, der bisher vor allem in Querschnittstudien beobachtet wurde, bestätigt nun auch eine Auswertung der prospektiven ACCORD-Studie. Die Verbindung zwischen CAN und asymptomatischen Herzinfarkten besteht demnach unabhängig von klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren. Laut dem Studienteam um Arnaud Kaze von der University of Maryland in Baltimore kann „die CAN dazu genutzt werden, die Diagnose einer asymptomatischen KHK bei Typ-2-Diabetikern zu optimieren“. Von den 4842 Teilnehmern und Teilnehmerinnen (47%) der ACCORD-Studie (im Durchschnittsalter von 62 Jahren), die bei Studienbeginn noch frei von kardiovaskulären Erkrankungen waren, litten 18,6% bei der Basisuntersuchung an einer CAN. Eine CAN wurde anhand einer niedrigen Herzfrequenzvariabilität in einem zehnsekündigen 12-Kanal-EKG in Ruhe diagnostiziert. Definitionsgemäß mussten sowohl die Standardabweichung der RR-Intervalle im normalen Sinusrhythmus im Messzeitbereich (SDNN) als auch die Quadratwurzel aus dem arithmetischen Mittel der quadrierten Differenzen zwischen benachbarten RR-Intervallen (rMSSD) unterhalb der fünften Perzentile in der US-Bevölkerung liegen (< 8,2 ms bzw. < 8,0 ms). Risiko fast verdoppelt Während des Follow-up von knapp fünf Jahren ereigneten sich 73 Herzinfarkte, die ausschließlich bei den zweijährlichen EKG-Untersuchungen auffielen. Solche stillen Infarkte waren bei den Teilnehmenden mit CAN um mehr als 50% häufiger als bei Personen ohne CAN. Wurde in der multivariablen Analyse der Einfluss etablierter Risikofaktoren wie HbA1c, Diabetesdauer, Rauchen oder systolischer Blutdruck herausgerechnet, ergab sich für Diabeteskranke mit CAN sogar ein fast verdoppeltes Risiko für stille Herzinfarkte (Hazard Ratio 1,9). Das Risiko für symptomatische Herzinfarkte war bei Nachweis einer reduzierten Herzfrequenzvariabilität ebenfalls erhöht, und zwar um 60%. Das Risiko für Infarkte generell lag damit um 70% höher als ohne CAN. Kriterium für ein Screening? Da ein stummer Myokardinfarkt mit einem hohen Risiko für weitere kardiovaskuläre Komplikationen verbunden ist, sei es notwendig, die Detektion solcher Ereignisse zu forcieren, schreiben Kaze et al. Aufgrund ihrer Studienergebnisse gehen sie davon aus, dass bei Typ-2-Diabetikern „eine CAN als Kriterium für ein tiefergehendes Screening auf stille Myokardinfarkte mit Hilfe geeigneter bildgebender Verfahren genutzt werden könnte“. Mit der Analyse der ACCORD-Studie wird der Zusammenhang zwischen CAN und stummen Herzinfarkten möglicherweise sogar noch unterschätzt, da eine CAN nur einmalig anhand einer zehnsekündigen EKG-Aufzeichnung und ein asymptomatischer Herzinfarkt ohne Bildgebung, nur per Routine-EKG diagnostiziert wurde. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Beziehung besteht bei Typ-2-Diabetes zwischen einer kardialen autonomen Neuropathie (CAN) und stummen Myokardinfarkten? Antwort: Mit einer CAN ist das Risiko für einen asymptomatischen Herzinfarkt innerhalb von fünf Jahren 1,9-mal so hoch wie ohne. Bedeutung: Bei einer CAN könnte sich ein bildgebungsgestütztes Screening auf eine asymptomatische KHK lohnen. Einschränkung: CAN nur einmalig anhand einer zehnsekündigen EKG-Aufzeichnung ermittelt; stumme Herzinfarkte nur per Routine-EKG detektiert; insgesamt nur 73 stille Infarkte.

Springer Medizin

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