Erschienen in:
26.04.2018 | IgE-Antikörper | Übersicht
Allergien auf Sesam: klinische Bedeutung, Diagnostik und Therapie
verfasst von:
Dr. Stefan Mühlenbein, Wolfgang Pfützner
Erschienen in:
Allergo Journal
|
Ausgabe 3/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Sesam (Sesamum indicum) gehört zur Pflanzenfamilie der Sesamgewächse (Pedaliaceae) und wird in erster Linie zur Zubereitung von Speisen, vor allem in der orientalischen und asiatischen Küche, verwendet. Als sogenanntes aufstrebendes Allergen („emerging allergen“) erlangt es infolge der Globalisierung von Ernährungsgewohnheiten sowie dem allgemeinen Trend zu vegetarischer und veganer Lebensweise zunehmend Bedeutung im Alltag des allergologisch tätigen Arztes. Aufgrund des vermehrten Auftretens anaphylaktischer Reaktionen auf Sesam hat die Europäische Union Sesam in die Liste der kennzeichnungspflichtigen Nahrungsmittelallergene aufgenommen. Neben der Verwendung in der privaten und industriellen Nahrungsmittelzubereitung wird Sesam zudem in der Kosmetik- und der Arzneimittelindustrie eingesetzt.
Material und Methoden
Diese Arbeit ist ein Überblick ausgewählter, wissenschaftlicher Artikel und wurde mit Recherchen in Pubmed, Studien und Fachdatenbanken erstellt.
Ergebnisse
Gegenüber sesam- und sesamölhaltigen Produkten sind sowohl IgE-vermittelte Reaktionen vom Soforttyp (Typ I nach Coombs und Gell) als auch kontaktallergische Reaktionen vom Spättyp (Typ IV nach Coombs und Gell) beschrieben. Das klinische Spektrum ist breit gefächert und reicht von einer Kontakturtikaria und Ekzemen bis hin zu fatalen Anaphylaxien. Bedeutsame Allergene der Soforttypallergie sind Albumine, Viciline, Oleosine und Globuline; relevante Kontaktallergene Sesamolin, Sesamin und Sesamol. Die Diagnostik zur Abklärung eines Verdachts auf Sesamallergie beinhaltet Hauttests, die aufgrund einer höheren Sensitivität und Spezifität präferenziell mit nativen Allergenen erfolgen sollten, sowie die Untersuchung auf sesamspezifische IgE-Antikörper. Insbesondere die lipophilen Oleosine sind in der Analytik allerdings unterrepräsentiert. Eine differenzierte, komponentenbasierte IgE-Diagnostik wäre wünschenswert. Goldstandard ist die orale Provokation, wobei auf niedrige und unbedenkliche Anfangs- und ausreichende Maximaldosen zu achten ist.
Schlussfolgerung
Bei Allergien auf Sesam ist der Patientenedukation im Nachgang einer stattgehabten allergischen Reaktion eine besonders hohe Bedeutung beizumessen. Sie dient zum einen der Verhinderung erneuter Allergenexpositionen, und sollte zum anderen Informationen zum Selbstmanagement bei Rezidivreaktionen enthalten. Der Stellenwert einer oralen Toleranzinduktion und präventiver Maßnahmen wie einer frühzeitigen Einführung als Beikost bleibt in Zukunft zu klären.