Erschienen in:
05.04.2022 | Computertomografie | Leitthema
Nachsorge von Hodentumoren in der urologischen Praxis – historische Entwicklung und aktuelle Aspekte
verfasst von:
Prof. Klaus-Peter Dieckmann, Christian Guido Ruf, Raphael Gübitz, Christian Wülfing, Friedemann Zengerling
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 5/2022
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Zusammenfassung
Die Nachsorge von Patienten mit Hodenkrebs findet erst seit Mitte der 1980er-Jahre Beachtung, nachdem die Cisplatin-haltige Chemotherapie zu hohen Heilungsraten geführt hatte und seitdem durch Einführung der Computertomographie (CT) und der Serumtumormarker wesentliche diagnostische Verbesserungen erreicht worden waren. Da die Rezidive des Hodentumors generell eine Heilungschance aufweisen, ist die Nachsorge bei diesem Tumor besonders sinnvoll. Die Nachsorge zielt primär auf die Früherkennung von Rezidiven, dient aber auch der Erkennung von Therapiefolgen und von Zweiterkrankungen. Aufgrund der Vielgestaltigkeit der Hodentumoren hinsichtlich Histologie, klinischem Stadium und erfolgter Therapie kann es kein universelles Nachsorgeregime für alle Hodenkrebspatienten geben. Stattdessen erfolgt eine risikogesteuerte Nachsorge. Da sich seit der Veröffentlichung der AWMF-S3-Leitlinie Hodentumoren (Arbeitsgemeinschaft Medizinisch-Wissenschaftlicher Fachgesellschaften, 2019) nunmehr eine klare Evidenz für die Gleichwertigkeit von abdominaler CT und Magnetresonanztomographie (MRT) ergeben hat, ist es sinnvoll, die ursprünglich gegebenen Nachsorgeempfehlungen zu modifizieren. Insgesamt drei wesentliche Änderungen werden empfohlen: (1) Es werden nur noch 3 Risikogruppen (anstelle von vorher 4) für die Nachsorge unterschieden, i.e. Seminom (alle Stadien), Nichtseminom Stadium Ib (pT2, lymphovaskuläre Invasion) ohne adjuvante Therapie, alle anderen Nichtseminome. Die Patienten mit Heilung nach Stadium III oder nach Rezidivtherapie müssen individuell nachgesorgt werden. (2) CT und Oberbauchsonographie werden durch das MRT ersetzt. (3) Die routinemäßige Thoraxröntgenuntersuchung wird in der Nachsorge von Seminomen nicht mehr empfohlen.