Erschienen in:
11.09.2018 | Nichtseminom | Hauptreferate: Aktuelle Habilitationen
Identifizierung von diagnostischen Tumormarkern und therapeutischen Zielstrukturen in Hodentumoren
verfasst von:
PD Dr. F. Bremmer
Erschienen in:
Die Pathologie
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Sonderheft 2/2018
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Zusammenfassung
Die morphologische Vielfalt maligner Tumoren kann schon innerhalb einer organtypischen Tumorentität beobachtet werden. Diese rein morphologisch definierte Diversifikation maligner Tumoren hatte schon immer individuell abgestimmte Therapiestrategien zur Folge. Heute erfährt die Tumorklassifizierung infolge immunhistochemischer und molekularpathologischer Analysen eine erneute Erweiterung aufgrund entsprechender Muster/Profile der Protein- und Genexpression. Letztere Analysen betreffen häufig Wachstumsfaktoren und deren Liganden, intrazelluläre Signalwege, DNS(Desoxyribonukleinsäure)-bindende Proteine sowie Onkogene und Suppressorgene und umfassen somit funktionell v. a. die Regulation des Wachstums einschließlich Angiogenese und Regulation der Apoptose sowie die Induktion von Metastasen aufgrund von Störungen der Adhäsion und der Migration. Ausgehend von Beobachtungen, dass Tumoren des Hodens häufig Mikroverkalkungen zeigen, die möglicherweise durch einen gestörten Kalziumstoffwechsel bedingt sind, konzentrierten wir uns bei der Suche nach neuen Tumormarkern und therapeutischen Zielstrukturen auf calciumabhängige Transmembranproteine, speziell die Cadherine. N‑Cadherin wird in den verschiedenen Subtypen der Keimzelltumoren unterschiedlich exprimiert und eignet sich in N‑Cadherin-positiven Keimzelltumoren aufgrund funktioneller Analysen als eine neue therapeutische Zielstruktur, insbesondere bei Cisplatin-Resistenz. In den Keimstrang-Gonadenstroma-Tumoren ermöglichen Cadherine nachgeschalteter Proteine wie z. B. β‑Catenin und der Transkriptionsfaktor SOX9 („sex determining region 9“) eine eindeutige Klassifizierung dieser Tumoren. Morphologische Untersuchungen erweisen sich somit als Lotsen, um das Spektrum funktionell bedeutender Proteine zielgerichtet einzuengen, und somit Erfolg versprechend neue differentialdiagnostische Marker oder Zielstrukturen zu etablieren.