Erschienen in:
01.04.2011 | Leitthema
Inkontinenz nach radikaler Prostatektomie und Zystektomie
Sind apparatives Kombinationstraining und Ganzkörpervibration effektiv?
verfasst von:
Dr. M. Zellner
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 4/2011
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Zusammenfassung
Trotz zunehmender Verbesserung neuroprotektiver Operationstechniken bei der radikalen Prostatektomie kommt es noch immer zu einer für die Betroffenen subjektiv belastenden Störung der (Früh-)Kontinenz, die über mehrere Monate anhalten kann. Die qualifizierte Physiotherapie ist als kausale Therapie in der Hand des qualifizierten Therapeuten anerkannt. Im Rahmen einer offenen, randomisierten und kontrollierten Studie wurde die Effizienz einer standardisierten Rehabilitationsbehandlung mit physiotherapeutisch geführtem Kontinenztraining (n=25) als Kontrollgruppe verglichen mit einem zusätzlichen apparativen Training (Myo 420®) mittels kombinierter Elektrostimulation und apparativem Biofeedbacktraining (n=25) oder Ganzkörpervibration (FitVibe medical®, n=25). Prä- und posttherapeutisch wurden „International Prostate Symptom Score“ (IPSS), IPSS-LQ, PAD-Test, Beckenbodenspannung, maximale Harnflussrate, Miktionsvolumen, Serumtestosteron und Blutzuckerspiegel ausgewertet. Innerhalb der Behandlungsdauer von 3–4 Wochen kam es in allen 3 Behandlungsgruppen zu einer statistisch signifikanten Verbesserung von IPSS und IPSS-LQ. Für die Gruppe mit Ganzkörpervibration waren die Ergebnisse für die Reduktion des Urinverlusts (PAD-Test), die Zunahme des Miktionsvolumens und der maximalen Harnflussrate statistisch signifikant. Während sich für die isolierte Physiotherapie innerhalb der kurzen Behandlungsdauer lediglich ein Trend für die Verbesserung der Beckenbodenkraft nachweisen ließ, war der Unterschied für beide apparativen Behandlungsgruppen statistisch signifikant. Dadurch wird deutlich, dass für eine kontinuierliche Verbesserung der Kontinenz und einen nachhaltigen und Therapieerfolg die konsequente Fortsetzung des Trainings auch unter häuslichen Bedingungen entscheidend ist. Wir konnten unter kontrollierten Bedingungen die Wirksamkeit, Akzeptanz und Verträglichkeit eines standardisierten Kontinenztrainings unter den Bedingungen einer stationären urologischen Rehabilitation bestätigen. Durch den zusätzlichen Einsatz einer kombinierten Elektro- und mehrkanaligen Biofeedbackbehandlung oder einer Ganzkörpervibration konnten die Behandlungsergebnisse zusätzlich verbessert werden. Aufgrund der unterschiedlichen kausalen therapeutischen Ansätze und Wirkungen sollte der Frage einer weiteren Therapieoptimierung durch die Kombination aller 3 Behandlungskomponenten im Rahmen einer kontrollierten Studie nachgegangen werden.