Erschienen in:
07.04.2017 | Schädel-Hirn-Trauma | Leitthema
Intensivtherapie des Schädel-Hirn-Traumas beim Mehrfachverletzten
Entscheidungsfindung bei komplexer Pathophysiologie
verfasst von:
H. Trimmel, G. Herzer, H. Schöchl, W. G. Voelckel
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 9/2017
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Zusammenfassung
Das Schädel-Hirn-Trauma (SHT) ist zusammen mit dem hämorrhagischen Schock die führende Todesursache nach einem schweren Trauma. Die Letalität polytraumatisierter Patienten verdreifacht sich, wenn zusätzlich ein SHT vorliegt. Faktoren, die zu einem schlechten Outcome nach einem SHT beitragen wie Hypotension, Hypoxie, Hyperkapnie, Azidose, Koagulopathie und Hypothermie werden durch Ausmaß und Schwere der extrazerebralen Verletzungen weiter aggraviert. Wesentliche Eckpfeiler der SHT-Behandlung können zumindest temporär im Widerspruch zu den Therapiezielen der Polytraumabehandlung stehen. Zu nennen sind hier die Notwendigkeit normotensiver Blutdruckwerte trotz einer unkontrollierten Blutungssituation, die Aufrechterhaltung einer Normokapnie beim traumatischen Lungenversagen und die Thromboseprophylaxe. Da Unsicherheit hinsichtlich der Definition „normotensiver“ Blutdruckwerte besteht, ist eine CPP-gesteuerte (CPP = zerebraler Perfusionsdruck) Kreislauftherapie von zentraler Bedeutung. Unstrittig ist hingegen, dass ein unmittelbares, zielgerichtetes Gerinnungsmanagement das Outcome von SHT- und polytraumatisierten Patienten verbessert. Die Planung weiterführender Operationen muss an den Verlauf der SHT-Pathologie angepasst werden. Somit erfordert die Intensivtherapie des SHT beim Mehrfachverletzen eine enge Abstimmung mit den Traumatologen im Sinne eines individualisierten Behandlungskonzeptes.