Diabetischer Fuß mit Osteomyelitis: Reichen Antibiotika?

Eine Osteomyelitis infolge eines diabetisches Fußulkus muss nicht unbedingt operativ saniert werden. Solange weder Ischämie noch nekrotisierende Weichteilinfektionen bestehen, lassen sich mit einer Antibiotikatherapie wahrscheinlich ähnliche Behandlungserfolge erzielen. Bisher gibt es keine einhellige Empfehlung, ob man der Osteomyelitis im Fuß eines Diabetikers besser erst einmal mit Medikamenten oder gleich mit dem Messer begegnen soll. Die Wahl hängt sicher von Faktoren wie der Infektionsstelle, der Gefäßversorgung und dem Ausmaß der Gewebs- und Knochendestruktion ab. Zwar ist der Nutzen der chirurgischen Sanierung gut dokumentiert, die daraus resultierenden biomechanischen Veränderungen im Fuß können aber erneut Ulzerationen nach sich ziehen. Durch eine reine Antibiotikatherapie kann man dieses Risiko vermeiden. Zumindest für Fußulzera mit Osteomyelitis ohne Nekrose, Ischämie oder Weichteilinfektion scheint die Antibiotikagabe auch eine gangbare Alternative zu sein, wie eine randomisierte Studie an der Universität Madrid belegt. „In Bezug auf Heilungsraten und kurzfristige Komplikationen erbrachten antibiotische Therapie und chirurgische Behandlung vergleichbare Ergebnisse“, berichten die Ärzte um José Luis Lázaro-Martinez. Gleiche Heilungsraten In der Studie waren 24 Patienten nur antibiotisch behandelt worden: Die Therapie war über 90 Tage durchgeführt worden, zunächst empirisch, dann ggf. gemäß Antibiogramm modifiziert. Bei 22 Patienten war gleich ein chirurgischer Eingriff vorgenommen worden, überwiegend Resektionen des Metatarsaleköpfchens oder Knochenkürettagen. Im Anschluss an die Op. hatten sie zehn Tage lang Antibiotika erhalten. Eine primäre Heilung, definiert als vollständige Epithelialisierung des Ulkus und/oder der Op.-Wunde, erreichten 18 Patienten (75%) in der Antibiotikagruppe (AG) und 19 Patienten (86%) in der Operationsgruppe (OG). Dieser Unterschied war ebenso wenig signifikant wie die Differenzen bei der Zeit bis zur Heilung, die sieben Wochen in der AG und sechs Wochen in der OG betrug. Nicht mehr Komplikationen Auch in Bezug auf die Komplikationen erwiesen sich die beiden Vorgehensweisen als vergleichbar. Im Beobachtungszeitraum, zwölf Wochen nach der Heilung, erfuhren vier Patienten der AG eine Verschlechterung, die eine Operation erforderlich machte, davon eine Minor-Amputation. In der OG mussten bei drei Patienten Revisionsoperationen vorgenommen werden, bei allen handelte es sich um Minor-Amputationen. Bei keinem Patienten erfolgte eine Major-Amputation. Reulzerationen wurden bei zwei AG- und bei vier OG-Patienten festgestellt. Nur in der AG gab es zwei Todesfälle – nach einem Herzinfarkt und einem Schlaganfall –, die aber nicht mit der Infektion in Verbindung gebracht wurden. Die Aussagekraft der Studie wird allerdings durch die kleine Probandenzahl eingeschränkt. Außerdem war die Osteomyelitis nur mithilfe von Knochensonden und Röntgenbildern in zwei Ebenen diagnostiziert worden. Zur Sicherung der Diagnose wird aber eigentlich eine Knochenbiopsie gefordert.

Springer Medizin

Diabetischer Fuß mit Osteomyelitis: Reichen Antibiotika?

Weiterführende Themen

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft