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30.01.2023 | Kaiserschnitt | Nachrichten

Analyse aus Frankreich

Chirurginnen machen Kaiserschnitt so gut wie Chirurgen

verfasst von: Thomas Müller

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Werden Schwangere von Chirurginnen einem Kaiserschnitt unterzogen, sind Komplikationsrate und Blutverlust ähnlich niedrig wie nach einer Op. durch männliche Kollegen.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Das Geschlecht der Operierenden scheint bei einem Kaiserschnitt für das Ergebnis wenig relevant zu sein – das ergab die Nachauswertung einer großen kontrollierten Studie zum Nutzen von Tranexamsäure beim Kaiserschnitt. Im Laufe von drei Monaten traten nach einer Sectio durch männliche Chirurgen bei 14,2% der Mütter Op.-bedingte Komplikationen auf, führten Chirurginnen das Skalpell, lag die Rate bei 16,3% – die Differenz war statistisch jedoch nicht signifikant. Beim Blutverlust waren die Unterschiede sogar noch geringer.

Zu diesem Schluss kommt ein Team um Dr. Hanane Bouchghoul von der Uniklinik in Bordeaux aufgrund einer Auswertung der Studie TRAAP2*. Darin wurde Tranexamsäure gegen Placebo zur Blutstillung unmittelbar nach einer Kaiserschnittgeburt geprüft. Teilnehmerinnen waren Frauen mit mindestens 34 Schwangerschaftswochen, bei denen kein erhöhtes Blutungsrisiko bekannt war. Alle planten eine Sectio cesarea zur Entbindung. Für die Studie wurde auch das Geschlecht der Operierenden erfasst: Von den 4244 Kaiserschnitt-Entbindungen erfolgte die große Mehrzahl (78%) durch Chirurginnen. Die Rate an Oberärzten war unter den operierenden Männern allerdings höher als unter den Frauen (48% versus 21%).

Teamwork entscheidend?

Das Team um Bouchghoul interessierte sich primär für die Op.-bedingten Probleme in den zwölf Wochen nach dem Eingriff, dazu zählte es etwa einen Blutverlust über 1500 ml, thrombembolische Ereignisse, Nierenversagen, Wundinfekte sowie die Notwendigkeit von Bluttransfusionen, Uterusarterien-Embolisierungen, Reoperationen und Intensivstationtransfers. Zusätzlich analysierten die Forschenden, ob der postpartale Blutverlust, der primäre Endpunkt der Hauptanalyse, im Zusammenhang mit dem Geschlecht der Operierenden stand. TRAAP2 hatte einen leicht geringeren Blutverlust unter Tranexamsäure im Vergleich zu Placebo ergeben.

Berücksichtigen Bouchghoul und Mitarbeitende diverse Charakteristika der Schwangeren, Alter und Erfahrung der Operierenden sowie Op.-Merkmale wie Anästhesieverfahren, dann war die Morbiditätsrate unter männlichen Chirurgen um 8% geringer als bei einer Op. durch Chirurginnen, eine nicht signifikante Differenz. Ein postpartaler Blutverlust über 1000 ml trat bei männlichen Chirurgen zu 2% seltener auf – auch diese Differenz erwies sich als nicht signifikant.

Interessanterweise gab es auch keinen statistisch belastbaren Zusammenhang zwischen Erfahrung der Operierenden und postpartalen Komplikationen. In einem Editorial gehen Gynäkologinnen und Gynäkologen um Dr. Tullia Rushton von der Johns Hopkins School of Medicine aus Baltimore, USA, davon aus, dass hier wohl das Teamwork entscheidend war: Meist operierten Assistenzärztinnen und Assistenzärzte unter Leitung von erfahreneren Oberärztinnen und Oberärzten. Die Erfahrung der leitenden Ärztinnen und Ärzte dürfte daher ebenso entscheidend gewesen sein wie die derjenigen, die das Skalpell führten. Insofern hätte auch deren Geschlecht berücksichtigt werden müssen. Die Frage, ob Frauen oder Männern besser ein Kaiserschnitt gelingt, ließe sich daher wohl am ehesten durch reine Frauen- und Männerteams klären.

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*TRAAP2: Tranexamic Acid for Preventing Postpartum Hemorrhage after Cesarean Delivery

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Wann gibt es weniger postpartale Komplikationen: Wenn Frauen oder Männer bei einem Kaiserschnitt das Skalpell führen?

Antwort: Die postpartale Komplikationsrate war bei einer Sectio durch männliche Chirurgen um 8% geringer. Diese Differenz war statistisch aber nicht signifikant.

Bedeutung: Frauen gelingt ein Kaiserschnitt ebenso gut wie Männern.

Einschränkung: Möglicherweise hat das Geschlecht der Person, welche die Op. leitet, einen Einfluss auf das Ergebnis. Dies wurde nicht berücksichtigt.
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Literatur

Bouchghoul H et al. Association Between Surgeon Gender and Maternal Morbidity After Cesarean Delivery. JAMA Surg 2023; https://doi.org/10.1001/jamasurg.2022.7063

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