Erschienen in:
01.09.2022 | Kariesdetektion | Originalarbeiten / Original papers
Vergleich der Genauigkeit zweier Methoden zur Kariesdetektion in einer epidemiologischen Feldstudie
verfasst von:
Dr. Constanze Friederike Uebereck, Prof. Dr. Jan Kühnisch, PD Dr. Michael Taschner, Prof. Dr. Roland Frankenberger, Prof. Dr. Dr. Norbert Krämer, René Michel
Erschienen in:
Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde
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Ausgabe 3/2022
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Zusammenfassung
Ziel: Im Rahmen der 6. bundesweiten epidemiologischen Begleituntersuchung zur Gruppenprophylaxe 2016 musste der Untersuchungsstandard zur Kariesdiagnostik in Bayern an die Vorgaben der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e. V. (DAJ) angepasst werden. Damit stellte sich jedoch die Frage, inwieweit die erhobenen Werte mit den Daten der vorangehenden bayerischen epidemiologischen Untersuchungen vergleichbar waren. Daher sollte in der vorliegenden Arbeit geprüft werden, ob die Untersuchungsstandards aus Bayern (BAY) und der DAJ zu unterschiedlichen DMF-T/S-Werten führen.
Methoden: Aus der vom GESIS Leibniz-Institut in Mannheim ermittelten repräsentativen Stichprobe wurden im Zeitraum vom 15.10.2015 bis zum 20.06.2016 965 bayerische Mittelschüler*innen der 6. Klassen an 50 bayerischen Schulen unabhängig voneinander doppelt untersucht. Alle Untersucher*innen qualifizierten sich mittels Online-Kalibrierung (κ ≥0,65). Kontrolluntersucher (KU; n = 3) absolvierten zusätzlich eine Vororteinweisung. Die Mittelschüler*innen wurden unabhängig von 2 Untersucher*innen befundet. Die Studienuntersucher*innen (SU; n = 21) nutzten das DAJ-Equipment (WHO-Sonde, Spiegel, Untersuchungslampe [20 Watt], Watterollen), während KU mit der BAY-Ausstattung (leistungsstärkere Lampe [50 Watt], Luftbläser, Lupenbrille) untersuchten. Dokumentiert wurden für die bleibende Dentition der DMF-T/S-Wert, initial kariöse Veränderungen. Zusätzlich wurde der SiC-Index berechnet. Die 2-Stichproben-Vergleiche erfolgten mittels t-Test, bei den Mehr-Stichproben-Analysen kam die Varianzanalyse zur Anwendung.
Ergebnisse: Von 965 untersuchten Schüler*innen (ø 12,3 Jahre) hatten 53,4 % (KU) bzw. 63 % (SU) ein kariesfreies Gebiss. Der mittlere DMF(T) lag in der Gruppe KU bei 1,65 (DMFS = 2,33), SU ermittelten 0,89 (DMFS = 1,31). Die berechneten SiC-DMF(T)-Werte der KU lagen bei 4,18, bei den SU bei 2,54, was sich auch bezüglich der SiC-DMF(S)-Werte bestätigte (KU: 6,15/SU: 3,78). KU ermittelten mit 2,04 signifikant mehr Initialkaries als SU (1,16). Die Auswertung der Daten insgesamt ergab, dass die Kontrolluntersucher signifikant mehr Karieserfahrung detektierten als die Studienuntersucher*innen.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Kariespolarisation bei den 11- bis 14-jährigen bayerischen Mittelschüler*innen, wobei die KU-Gruppe signifikant mehr Karieserfahrung detektierte als die SU-Gruppe. Folglich haben die Ausstattung und die persönliche Einweisung der Untersucher*innen bei epidemiologischen Studien erheblichen Einfluss auf die Genauigkeit der Kariesdiagnostik. Dies sollte bei der Bewertung epidemiologischer Studien künftig berücksichtigt werden.