Erschienen in:
13.01.2020 | Katarakt | Leitthema
Die Strahlenkatarakt – ein tatsächliches Risiko für den Gefäßchirurgen
verfasst von:
Dr. H. Görtz, A. Al Halabi
Erschienen in:
Gefässchirurgie
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Ausgabe 1/2020
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Zusammenfassung
Durch die Zunahme endovaskulärer Prozeduren in der Medizin ist die Strahlenbelastung der Augenlinse des Operateurs mehr in den Mittelpunkt gerückt. Ein Schwellenwert, an dem eine Katarakt sicher ausgeschlossen werden kann, konnte nicht ermittelt werden. Den Empfehlungen der Strahlenschutzkommission folgend, wurde daher die Organdosis für das Auge von 150 auf 20 mSv/a reduziert. Messungen und Berechnungen zeigen, dass bei durchschnittlichem Operationsaufkommen ein Erreichen dieses Ziels nur mit weiteren Abschirmungen möglich ist. Die Verwendung eines Ober- und Untertischstrahlenschutzes ist dabei obligat, ein zusätzlicher direkter Schutz des Auges durch eine Strahlenschutzbrille oder ein Strahlenschutzvisier wird dringend empfohlen. Die neue Strahlenschutzgesetzgebung verlangt darüber hinaus eine Augendosimetrie, wenn die erwartete Strahlenbelastung 15 mSv/a überschreitet. Eine Abschätzung der Dosis kann durch ein modifiziertes Fingerringdosimeter Hp (0,05) erfolgen, die Messung nach den gesetzlichen Vorgaben muss mit einem Augendosimeter Hp (3) durchgeführt werden. Bei der Umsetzung dieser Maßnahmen kommt dem Strahlenschutzbeauftragten eine Schlüsselrolle zu. Auch sollten regelmäßige augenärztliche Untersuchungen im Rahmen der arbeitsmedizinischen Untersuchungen durchgeführt werden. Grundsätzlich handelt es sich bei einer Katarakt, die durch ionisierende Strahlen ausgelöst wurde, um eine Berufserkrankung. Da eine morphologische Unterscheidung zwischen einer Alterskatarakt und einer Strahlenkatarakt nicht möglich ist, ist eine Anerkennung durch die Berufsgenossenschaft nur dann möglich, wenn eine beruflich bedingte Strahlenbelastung nachgewiesen wird, die erheblich höher ist als die für die übrige Bevölkerung. Daher sollte neben der patientenbezogenen auch eine mitarbeiterbezogene Dokumentation des verabreichten Dosisflächenproduktes erfolgen. Dosismanagementprogramme können dabei hilfreich sein.