Erschienen in:
12.08.2019 | Kindesmissbrauch | Leitthema
Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen
Umgang mit Verdachtsfällen
verfasst von:
Dr. M. Todt, T. Brüning, A. S. Debertin
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 10/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Der sexuelle Missbrauch im Kindes- und Jugendalter stellt eine große Herausforderung im pädiatrischen Alltag dar. Ärztliche Fachkenntnisse zu Untersuchungstechniken, anogenitalen Strukturen, missbrauchsassoziierten Befunden, Normvarianten, Differenzialdiagnosen und rechtlichen Voraussetzungen sind für die Diagnostik von eminenter Bedeutung.
Ziel der Arbeit
Niedergelassenen und klinisch tätigen Kinderärztinnen und -ärzten soll mit der vorliegenden Arbeit mehr Handlungssicherheit im Umgang mit Verdachtsfällen von sexuellem Kindesmissbrauch vermittelt, die Diagnosesicherheit erhöht und die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit verdeutlicht werden.
Material und Methoden
Es werden neben dem Ablauf der körperlichen Untersuchung und anogenitalen Inspektion typische körperliche Befunde, Infektionen und anogenitale Auffälligkeiten zur forensischen Befundinterpretation dargestellt. Ferner sollen rechtliche Rahmenbedingungen und Interventionsschritte erläutert werden.
Ergebnisse
Auffallende körperliche oder anogenitale Befunde, die für einen sexuellen Missbrauch hin- oder gar beweisend sind, können im Rahmen einer klinisch-forensischen Untersuchung nur selten erhoben werden. Dennoch haben die korrekte Untersuchung, Befunddokumentation und Spurensicherung erhebliche Konsequenzen für den Schutz der betroffenen Kinder und Jugendlichen.
Schlussfolgerung
Um bei Verdachtsfällen eines sexuellen Missbrauchs etwaige Fehldiagnosen zu vermeiden und die betroffenen Kinder fachgerecht zu behandeln, sind neben Kompetenzen zur klinisch-forensischen Untersuchung Fachkenntnisse bezüglich der erhobenen Befunde unter Berücksichtigung aktueller Leitlinien und Klassifikationen, die Einbindung der rechtsmedizinischen Expertise und die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit notwendig. Dadurch können geschädigte Minderjährige vor wiederholten sexuellen Übergriffen geschützt und missbrauchsbedingte Störungen der Körperselbstwahrnehmung korrigiert werden.