Erschienen in:
14.04.2021 | Kindesmisshandlung | Leitthema
Worte tun nicht weh? Folgen psychischer Misshandlung
verfasst von:
Dr. A. Witt, Prof. Dr. E. Brähler, Prof. Dr. J. M. Fegert
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 7/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Folgen von Kindesmisshandlung sind vielfältig und können bis ins Erwachsenenalter anhalten. Bislang lag der Fokus v. a. auf körperlicher Misshandlung und sexuellem Missbrauch. Psychische Misshandlung wurde weniger beachtet, obwohl Hinweise darauf bestehen, dass psychische Misshandlung ähnlich negative Folgen nach sich ziehen kann.
Ziel der Arbeit (Fragestellung)
Das gemeinsame Auftreten und Folgen von psychischer Misshandlung wurden anhand einer großen bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe untersucht.
Material und Methoden
Es wurden 5014 Personen im Alter zwischen 14 und 94 Jahren aus 2 bevölkerungsrepräsentativen Studien zu einer Vorgeschichte von Kindesmisshandlung und zur psychischen Gesundheit mithilfe standardisierter Fragebogen untersucht.
Ergebnisse
Es zeigen sich hoch signifikante Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Formen von Kindesmisshandlung, mit den höchsten Korrelationen zwischen psychischer und körperlicher Misshandlung (r = 0,65) sowie emotionaler und körperlicher Vernachlässigung (r = 0,61). Das Risiko für das Vorliegen einer anderen Form von Misshandlung ist beim Vorliegen psychischer Misshandlung um das 7‑ bis 37-Fache erhöht. Alle Formen von Misshandlung sind signifikant mit psychischen Auffälligkeiten assoziiert. Nach der Kontrolle für Alter, Geschlecht und weiteren Formen von Misshandlung bleiben die höchsten Koeffizienten für psychische Misshandlung bestehen.
Schlussfolgerung
Die Folgen von psychischer Misshandlung sind ähnlich negativ wie die Folgen sexuellen Missbrauchs. Manche Autoren gehen davon aus, dass psychische Misshandlung die schwerwiegendste Form von Kindesmisshandlung ist.