Komplikationen bei Diabetischer Ketoazidose richtig managen

Eine Diabetische Ketoazidose (DKA) bei Manifestation eines Typ-1-Diabetes sollte möglichst vermieden werden. Im Ernstfall ist gezieltes Handeln gefragt: Insbesondere darf ein Hirnödem nicht mit einem hyperosmolaren Koma verwechselt werden. Knapp ein Viertel der Patienten entwickelt bei Manifestation des Typ-1-Diabetes eine DKA. Dieser Anteil ist in den letzten 15 Jahren in Deutschland konstant geblieben, bemängelte Dr. Martin Holder, Stuttgart, auf dem Kinderärztekongress in München. Vor allem im Kleinkindalter bestehe ein erhöhtes Risiko für eine schwere DKA. Zudem gilt: Je länger sich die Diagnosestellung verzögert, umso häufiger tritt diese Komplikation auf. Sie ist nicht nur lebensbedrohlich. Kinder, die bei Manifestation ihres Typ-1-Diabetes keine DKA haben, sind leichter zu behandeln und zu führen. Aufklärungskampagnen können zu einer früheren Diagnosestellung beitragen. Holder verwies unter anderem auf eine australische Untersuchung, bei der durch entsprechende Aufklärung die DKA bei initialer Präsentation des Typ-1-Diabetes von 37,5% auf 13,8% reduziert werden konnte. Dies war der Anstoß für die Stuttgarter Ketoazidose Präventionskampagne. Sie wurde zwischen 2015 und 2017 durchgeführt, die erhobenen Daten mit Daten aus dem Vergleichszeitraum zwischen 2011 und 2013 verglichen. Das Ergebnis: Die Häufigkeit einer DKA bei Diabetesmanifestation war während der Kampagne signifikant niedriger als zuvor (16,1% [n=19] versus 28% [n=36]; p=0,02). Cave Bikarbonatsubstitution Zu den wichtigen Therapiezielen der DKA gehört der Ausgleich des Flüssigkeitshaushalts. Dr. Carmen Ludwig-Seibold, Ravensburg, verwies hier auf die PECARN FLUID Studie, eine randomisierte Multicenterstudie, die bei knapp 1.400 Kindern mit DKA (0-18 Jahre) schnelle und langsame Rehydratation von NaCl 0,45% oder 0,9% verglich. Zwischen den vier Gruppen gab es keinen Unterschied beim Verlauf der Glasgow Coma Scale, der Neurokognition bis sechs Monate nach DKA oder auch der Erholungszeit. Gleichzeitig warnte Ludwg-Seibold mit Blick auf Hypokaliämie und paradoxe intrazerebrale Azidose vor einer Bikarbonatsubstitution, außer bei lebensbedrohlicher Hyperkaliämie oder schwerer Azidose mit pH < 6,9 und eingeschränkter kardialer Kontraktilität. Hirnödem: Mortalitätsrisiko Nr. 1 Größte Gefahr droht bei DKA durch ein Hirnödem. 0,15 bis 0,3% der Kinder mit DKA sterben, darunter 60 bis 90% an den Folgen eines Hirnödems. Residuen treten bei 10 bis 25% der Überlebenden nach Hirnödem auf. „Bei Anzeichen für ein Hirnödem sollte der Therapiebeginn nicht durch bildgebende Verfahren verzögert werden“, betonte Ludwig-Seibold. Anzeichen sind unter Therapie neu aufgetretene oder zunehmende Kopfschmerzen, neurologische Auffälligkeiten wie Irritabilität, Verwirrung oder Hirnnervenausfälle, eine Cushing-Trias mit Bradykardie, Hypertonie und Atemdepression sowie eine verminderte Sauerstoffsättigung. Als Differentialdiagnose betonte Ludwig-Seibold das „hyperosmolare Koma“, das mit einer ausgeprägten Hyperglykämie ohne relevante Ketose einhergeht, bei sehr hohen Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten. Es erfordert eine aggressivere Rehydratation und eine Insulintherapie erst, wenn der Blutzucker unter Rehydratation nicht mehr sinkt. Empfehlung der Redaktion Highlights aus München Dossier: Kongress für Kinder- und Jugendmedizin 2019 Was gab's Neues auf dem Kongress für Kinder- und Jugendmedizin in München? Wir waren vor Ort: Aktuelle Meldungen und Experten-Interviews bündelt dieses Dossier. basierend auf: Symposium "Komplikationen bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes – Prävention und aktuelle Therapie", Kongress für Kinder- und Jugendmedizin 2019, 12.9.2019, München

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