Erschienen in:
14.12.2020 | Konservative Therapie | Leitthema
Ruptur der Pectoralis-major-Sehne und anderer extraartikulärer Sehnen an der Schulter
Wie erkennen und behandeln?
verfasst von:
L. Lacheta, D. Akgün, K. Thiele, Prof. Dr. P. Moroder
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 2/2021
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Zusammenfassung
Rupturen der M.-pectoralis-major(PM)-Sehne sind seltene Verletzungen, jedoch hat ihre Zahl v. a. bei der Ausübung von Kraftsport in den letzten Jahren zugenommen. Als Pathomechanismus gilt eine exzentrische Belastung unter PM-Anspannung (Sturz auf den ausgestreckten Arm, Verletzung während des Bodenkampfes oder Boxens, aber v. a. während Abwärtsbewegungen beim Bankdrücken). Die Ruptursequenz startet am Ansatz, ausgehend von superior nach inferior, beginnend mit den inferiorsten Muskelsegmenten, gefolgt von Pars sternocostalis (PS) und Pars clavicularis. Die meisten Klassifikationen bauen auf Rupturlokalisation, -ausdehnung und Verletzungszeitpunkt auf. Neben klinischen Zeichen und Sonographie hat sich die MRT als diagnostischer Goldstandard etabliert. Die Indikation zur operativen Versorgung besteht bei fast allen lateralen PM-Sehnen-Rupturen mit relevantem Kraftdefizit. Eine Versorgung <3 Wochen ist primär anzustreben, jedoch ist eine operative Behandlung in chronischen Fällen möglich. Die konservative Therapie betrifft ausschließlich Patienten, die ursprungsnahe, muskuläre Verletzungen aufweisen, sowie kleinere Teilrisse. Ziel der operativen Therapie ist die anatomische Rekonstruktion der PM-Einheit mit Wiederherstellung der ursprünglichen Spannungsverhältnisse, um die optimale Kraftübertragung zu ermöglichen. Die operative Refixation bzw. Rekonstruktion (mit Auto‑/Allograft) von akuten und chronischen PM-Sehnen-Rupturen zeigt gute klinische Ergebnisse mit sehr hoher Patientenzufriedenheit. Latissimus-dorsi(LD)- und Teres-major(TM)-Sehnenrupturen sind selten, können aber bei Hochleistungssportlern zu deutlichen Beeinträchtigungen führen. Entgegen den PM-Sehnen-Rupturen werden LD- und TM-Verletzungen mit sehr zufriedenstellenden Ergebnissen primär konservativ behandelt.