Erschienen in:
21.03.2019 | Konservative Therapie | Originalien
Anspruch und Wirklichkeit bei der Korsettbehandlung
Primärkorrektur bei Skoliosen im Kindes- und Jugendalter
verfasst von:
Dr. Konstantinos Tsaknakis, Dr. Lena Braunschweig, Dr. Heiko M. Lorenz, Prof. Dr. Anna K. Hell
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 1/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Für eine effiziente Korsetttherapie wird eine Reduktion des Skoliosekrümmungswinkels von 50 % bei Anlage des primären Korsetts gefordert.
Ziel der Arbeit
Ziel der Querschnittsuntersuchung war es, die radiologische Reduktion einer Skoliose ab einem Krümmungswinkel von 20° durch eine Chêneau-Korsettversorgung primär und im Verlauf zu analysieren sowie mögliche Einflussfaktoren zu identifizieren.
Material und Methoden
In der vorliegenden Studie wurde ein Kollektiv von 110 gehfähigen Skoliosepatienten und -patientinnen mit konservativer Chêneau-Korsetttherapie analysiert. Der Skoliosekrümmungsverlauf wurde während der Korsetttherapie von durchschnittlich 40 Monaten dokumentiert. Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Klassifikation, Reifungszeichen und Body-Mass-Index wurden analysiert.
Ergebnisse
Das Kollektiv setzte sich aus 88 Patienten mit idiopathischer und 22 mit neuromuskulärer Wirbelsäulendeformität zusammen. Bei Beginn der Chêneau-Korsetttherapie betrug das durchschnittliche Alter 12,2 ± 2,8 Jahre mit einem mittleren Cobb-Winkel von 30,4° ± 12,5°. Im primären Korsett reduzierte sich dieser um 31 % auf 20,9°. Bei Kindern und Jugendlichen mit geringerem Reifestatus (Risser 0, keine Menarche) war der Erfolg der Korsetttherapie größer als bei radiologisch reiferen Patientinnen und Patienten, wobei sich dieser Unterschied mit zunehmender Zeit verlor. Kinder mit idiopathischer und neuromuskulärer Skoliose zeigten initial ein identisches Korrekturpotenzial, welches sich dann in der neuromuskulären Gruppe mit der Zeit verschlechterte. Kinder mit Übergewicht wiesen geringere Skoliosekrümmungswinkelkorrekturen als norm- oder untergewichtige Kinder auf.
Zusammenfassung
Die für eine effektive Korsetttherapie geforderte initiale Krümmungskorrektur von 50 % konnte nur bei einem Drittel der Patientinnen und Patienten erreicht werden. Durchschnittlich betrug die Korrektur 31 %.