Erschienen in:
17.07.2020 | Koronare Herzerkrankung
Geschlechtsspezifische Aspekte bei chronischer koronarer Herzkrankheit im Praxisalltag
Ergebnisse der Versorgungsstudie AURORA
verfasst von:
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Vera Regitz-Zagrosek
Erschienen in:
MMW - Fortschritte der Medizin
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Sonderheft 5/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Geschlechterunterschiede stellen in der Praxis der Versorgung der chronischen koronaren Herzkrankheit (KHK) insbesondere im niedergelassenen Bereich eine Herausforderung dar. Ziel der Versorgungsstudie AURORA war es, ein bundesweites Bild davon zu gewinnen, wie niedergelassene Kardiolog/innen im Alltag der Versorgung und in der Interaktion mit den Hausärzt/innen mit geschlechtsspezifischen Aspekten der symptomatischen, chronischen KHK umgehen und welche Erkenntnisse sich daraus auch für die hausärztliche Praxis ableiten lassen.
Methode
Zwischen Oktober 2018 und April 2019 fand eine deutschlandweite Befragung von kardiologisch tätigen Ärzt/innen (n = 360) im ambulanten Sektor mithilfe eines strukturierten Fragebogens statt. Im Fokus der Interviews stand die persönliche Einschätzung der befragten Kardiolog/innen zu geschlechtsspezifischen Aspekten bei Diagnostik und Therapie von Patient/innen mit chronischer KHK und den Konsequenzen für die Versorgung in Kooperation mit den Hausärzt/innen.
Ergebnisse
Das Symptomspektrum der chronischen KHK wurde für weibliche und männliche Patienten von den Kardiolog/innen unterschiedlich bewertet. Hausärzt/innen schickten männliche Patienten früher zur kardiologischen Abklärung als weibliche. Das kardiovaskuläre Risiko wurde bei weiblichen und männlichen Patienten mit nicht-obstruktiver KHK mehrheitlich als vergleichbar mit jenem bei obstruktiver KHK bewertet. Bei der Versorgung zeigte sich, dass die Mehrheit der Therapieentscheidungen der Kardiolog/innen von den Hausärzt/innen fortgeführt wurde.
Schlussfolgerungen
Erkenntnisse aus bisherigen Studien zu geschlechtsspezifischen Unterschieden bei ischämischer Herzkrankheit haben in die Versorgung Eingang gefunden, zeigen aber noch Optimierungspotenzial in der Diagnostik, Therapie und der Zusammenarbeit zwischen hausärztlichen und kardiologischen Praxen. Insgesamt rücken geschlechtsspezifische Unterschiede bei chronischer KHK stärker in den ärztlichen Fokus. Gegenwärtig mangelt es aber noch an dezidierten geschlechtsspezifischen Leitlinien zur Prävention, Diagnose und Behandlung dieser Erkrankung.