Erschienen in:
17.01.2023 | Kreislaufstillstand | Operative Techniken
Zerebrale Protektion und Kanülierungstechniken im Rahmen der Aortenbogenchirurgie
verfasst von:
Prof. Dr. C. Detter, Dr. J. Brickwedel
Erschienen in:
Zeitschrift für Herz-,Thorax- und Gefäßchirurgie
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Ausgabe 1/2023
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Zusammenfassung
Die Notwendigkeit der zerebralen Protektion im Rahmen der offenen Aortenbogenchirurgie ergibt sich aus der Unterbrechung des Blutflusses in den zuführenden Kopfgefäßen und der Hirnperfusion. Je nach Ischämiezeit kann es zu irreversiblen Zellschädigungen des Gehirns kommen. Um dies zu vermeiden, wurden verschiedene Techniken der zerebralen Protektion entwickelt. Der hypotherme Kreislaufstillstand (HCA) nimmt eine zentrale Rolle bei der Vermeidung eines neurologischen Defizits (ND) ein und gilt als sichere Technik bei kurzen Kreislaufstillstandzeiten. Aufgrund der hohen Inzidenz zerebraler Komplikationen bei länger andauerndem Kreislaufstillstand wurden zusätzliche Techniken der zerebralen Perfusion entwickelt, mit dem Ziel, die Sicherheit auch bei komplexen Eingriffen zu erhöhen. Wichtig für die Planung der Prozedur sowie zur Abschätzung des Operationsrisikos und eines ND ist die Kenntnis der zugrunde liegenden anatomischen Situation und der pathologischen Veränderungen der Aorta. Im Rahmen der präoperativen Diagnostik erfolgt neben den üblichen präoperativen Untersuchungen die bildgebende Untersuchung der gesamten Aorta, einschließlich der Darstellung der supraaortalen Gefäße. Hierzu eignet sich v. a. die Computertomographie bzw. die CT-Angiographie mit 3D-Rekonstruktion. Als Goldstandard zur Technik der zerebralen Protektion hat sich der moderate HCA in Kombination mit der selektiven antegraden zerebralen Perfusion (SACP) etabliert. Knapp zwei Drittel aller perioperativen Schlaganfälle in der Aortenchirurgie sind auf Embolien zurückzuführen. Den unterschiedlichen zerebralen Risiken der Patienten sollte durch die Wahl der zerebralen Protektion und der Kanülierungstechnik Rechnung getragen werden. Das Neuromonitoring mithilfe der Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) ist hilfreich; die NIRS misst jedoch lediglich die Sauerstoffsättigung eines kleinen Areals im Frontalhirn. Dennoch kann die NIRS auf eine zerebrale Ischämie durch Minderperfusion hinweisen. Trotz der zerebralen Protektion durch HCA und SACP stellt der Zeitfaktor ein Risiko für das Outcome des Patienten in der Aortenbogenchirurgie dar. Eine Verkürzung der HCA- und SACP-Zeit kann durch eine Vereinfachung der chirurgischen Techniken und Anastomosen erreicht werden.