Zusammenfassung
In den letzten Dekaden des 20. Jahrhunderts erreichte die Naturlatexallergie unter latexexponierten Personen insbesondere im Gesundheitswesen ein epidemisches Ausmaß. Die Kreuzreaktivität zu unterschiedlichen Früchten („Latex-Frucht-Syndrom“) und anderen Pflanzen verstärkte das Problem noch. Die gesteigerte Wahrnehmung der Latexallergie führte zur Charakterisierung und Identifizierung der Latexallergene und resultierte u. a. auch in der Herstellung und Nutzung von rekombinanten Allergenen. Mittlerweile sind 17 Latexallergene in der offiziellen Allergendatenbank verzeichnet (Hev b 1–Hev b 15) (http://www.allergen.org). Komponenten-aufgelöste Diagnostik mit rekombinanten Einzelallergenen erwies sich als hilfreiches Instrument zur Diagnostik der Latexallergie, u. a. zur Untersuchung von Sensibilisierungsmustern. Kreuzreaktive Kohlenhydratstrukturen tragen dazu bei, dass zwischen Proteinepitopen (mit klinischer Relevanz) oder Glykoepitopen (mit geringer klinischer Relevanz), die für die IgE-Bindung an Latex verantwortlich sein können, unterschieden werden kann. Die Zugabe von rekombinanten rHev b 5 im Latexextrakt ImmunoCAP verbesserte die serologische Diagnostik. Molekulare Fortschritte ebenso wie Erkenntnisse zu Expositions- und Sensibilisierungsverläufen und die zeitgleiche Einführung von nichtgepuderten Latexhandschuhen mit reduziertem Proteingehalt führten zu einer deutlichen Reduktion der Latexallergien in den späten 1990er Jahren.