Statin senkt Sterblichkeit bei Leberzirrhose und Ösophagusvarizen

In einer Doppelblindstudie mit 158 Leberzirrhose-Patienten mit stattgehabter Ösophagus-Varizenblutung konnte eine zusätzliche Statin-Therapie die Sterblichkeit reduzieren. Einleitung Eine Ösophagusvarizenblutung bei Leberzirrhose-Patienten ist eine Komplikation mit einer Mortalität von 10-20%. Unbehandelt tritt bei ca. 60% der Patienten eine Rezidivblutung in einem Jahr auf. Die Kombination aus nicht-selektiven Betablockern (NSBB) und einer wiederholten endoskopischen Ligaturbehandlung ist die aktuelle Standarttherapie. Oft tritt auch hierunter ein Blutungsrezidiv auf. In zwei Jahren beläuft sich das Risiko einer Rezidivblutung auf 30%, 25% der Patienten sterben daran [1]. Prognoseparameter für eine Rezidivblutung sind die Senkung des portalvenösen Blutdrucks sowie die Verbesserung der Leberfunktion. Beides kann durch den Cholesterinsenker Simvastatin erreicht werden [2, 3]. Daher wurde in der vorliegenden Studie geprüft, ob durch Zugabe von Simvastatin zur Standarttherapie Rezidivblutungen und Todesfälle bei Zirrhose-Patienten verhindert werden können. Patienten und Methoden Die Studie wurde multizentrisch bei 158 Zirrhose-Patienten durchgeführt. Einschlusskriterium war eine stattgehabte Ösophagusvarizenblutung vor fünf bis zehn Tagen. Ausschlusskriterien waren ein multifokales HCC, bzw. ein HCC-Knoten >5cm, Kreatinin >2mg/dl, Child-Pugh Score >13 Punkte, Kontraindikationen gegen Statine, HIV-Infektion, das Vorhandensein eines portosystemischen Shunts, einer Pfortaderthrombose oder venöse Maltransformation, eine stattgehabte Fundusvarizenblutung, eine NSBB-Therapie, Varizenligatur oder Einnahme von Statinen im letzten Monat.Alle Patienten erhielten die gleiche Sekundärprophylaxe der Ösophagusvarizenblutung mit NSBB (Propranolol oder Nadolol) und wiederholter Ligatur. 69 Patienten erhielten zusätzlich 1xtgl. 20mg Simvastatin für die ersten zwei Wochen und 40mg 1xtgl. weiter bei gutem Vertragen. 78 Patienten erhielten ein Placebo. Alle Patienten wurden 24 Monate beobachtet. Der primäre Endpunkt war ein Gemisch aus Blutungsrezidiv und Tod. Ergebnisse Der primäre Endpunkt wurde bei 30 von 78 Patienten in der Placebogruppe erreicht (17 Patienten starben, 22%), und bei 22 von 69 Patienten in der Statingruppe (6 Patienten starben, 9%); p = 0,423 (Hazard Ratio für Tod in der Simvastatin-Gruppe = 0,39; 95%-Konfidenz Intervall 0,152-0,986, p = 0,030). Die Gabe von Simvastatin reduzierte damit das Sterberisiko der Zirrhose-Patienten um 61%. Dabei verbesserte Simvastatin das Überleben besonders von Child-Pugh A/B Patienten, nicht aber von Child-Pugh C-Patienten. Eine Rezidivblutung trat in beiden Gruppe gleich häufig auf (28% in der Kontrolle vs. 25% in der Statin-Gruppe, p = 0,583), nur starben dabei signifikant weniger Patienten in der Statin-Gruppe. Als schwere Statin-Nebenwirkungen traten bei einem Patient ein Anstieg der Transaminasen und bei zwei Patienten eine Rhabdomyolyse auf. Kommentar von PD Dr. C. H. Waggershauser "Kein Effekt bei Child-Pugh C-Patienten" Die Zugabe von Simvastatin zur Standarttherapie bei Ösophagusvarizen konnte nicht das Blutungsrezidiv verhindern, war aber mit einem signifikant verbesserten Überleben bei Patienten mit Leberzirrhose Child-Pugh A/B assoziiert. Kein Effekt hatte Simvastatin in der Gruppe der Child-Pugh C Patienten. Die häufigsten Gründe für das Versterben waren eine Rezidivblutung, eine spontan bakterielle Peritonitis und der Progress der Lebererkrankung. Hier konnte Simvastatin durch seinen additiven Effekt auf die Senkung des portalvenösen Druckes das Blutungsrezidiv nicht verhindern, aber dessen letalen Ausgang (5 Patient in der Kontroll-Gruppe vs. 1 Patient in der Statin-Gruppe). Nebenwirkungen der Statin-Therapie traten besonders Patienten mit Child-Pugh C Zirrhose auf. Bei allen anderen Patienten scheint die Gabe des Medikamentes sicher zu sein. In die Studie wurden überwiegend Patienten mit Alkoholzirrhose eingeschlossen. Unklar bleibt, ob Patienten mit einer anderen Ätiologie ebenso, oder besser von Statinen profitieren, wie es z.B. eine Studie bei Hepatitis C-Patienten suggeriert [4]. Ausgeschlossen waren Patienten mit erhöhten Kreatininwerten und einer Pfortaderthrombose. Ob auch für diese Patienten ein Statin sinnvoll ist, bleibt unklar und bedarf größerer Studienkollektive. Zu klären bleibt auch, ob die Therapie bereits begonnen werden sollte bei der Diagnosestellung einer Leberzirrhose ohne Komplikationen, bei Bekanntwerden von Ösophagusvarizen, oder erst nach einer Index-Varizenblutung. Zusammenfassend scheint aber die additive Therapie von NSBB, Ligatur plus Statin eine sichere und signifikant wirkungsvolle Therapie bezüglich des Überlebens bei Zirrhose-Patienten zu sein. Literatur [1] Garcia-Pagan JC et al. Gut 2009;58:1144-1150. Nadolol plus isosorbide mononirate alone or associated with band ligation in the prevention of recurrent bleeding: a multicenter randomized controlled trial. [2] Zafra C et al. Gastroenterology 2004;126:749-755. Simvastatin enhances hepatic nitric oxide production and decreases the hepatic vascular tone in patients with cirrhosis. [3] Abraldes JG et al. Gastroenterology 2009; 136:1651-1658. Simvastatin lowers portal pressure in patients with cirrhosis and portal hypertension: a randomized controlled trial. [4] Mohanty A et al. Gastroenterology 2016; 150:430-440. Statins are associated with a decreased risk of decompensation and death in veterans with hepatitis C-related compensated cirrhosis.

Springer Medizin

Statin senkt Sterblichkeit bei Leberzirrhose und Ösophagusvarizen

Weiterführende Themen

Magen-Darm-Erkrankungen in der Hausarztpraxis

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen

Magen-Darm-Erkrankungen in der Hausarztpraxis