Erschienen in:
01.04.2015 | Originalien
LiLa-Klassifikation für Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachstumsalter
Intra- und Interobserverreliabilität
verfasst von:
A. Kamphaus, M. Rapp, L.M. Wessel, M. Buchholz, E. Massalme, D. Schneidmüller, C. Roeder, PD Dr. M.M. Kaiser
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 4/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Neben der AO-Klassifikation für Frakturen im Wachstumsalter (PCCF, „Pediatric Comprehensive Classification of Long-Bone Fractures“) gibt es die LiLa-Klassifikation für Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachstumsalter (LiLa-Klassifikation). Letztere sollte im Rahmen dieser Arbeit unter klinisch relevanten Bedingungen auf ihre Reliabilität und Praktikabilität geprüft werden.
Methode
Prospektiv wurden in einem Kindertraumazentrum über 12 Monate sämtliche Frakturen der langen Röhrenknochen erfasst und unabhängig von Experten und Laien nach der LiLa-Klassifikation kodiert und die Intra-/Interobserverreliabilität nach Cohen (Kappa, κ) berechnet.
Ergebnis
Klassifiziert wurden 408 Frakturen. Die Intraobserverreliabilität für Frakturlokalisation und Knochensegment ergab ein „almost perfect agreement“ (κ = 0,91–0,95), ebenso die Angabe hinsichtlich Gelenk- oder Schaftfraktur (κ = 0,87–0,93). Aufgrund der oft höhergradigen Einstufung des Dislokationsausmaßes in der 2. Beurteilung lag bei der Intraobserverbetrachtung insgesamt ein „moderate agreement“ (κ = 0,53–0,58) vor. Die Interobserverreliabilität für die Gesamtklassifikation zeigte ein „moderate agreement“ (κ = 0,55); dies war im Wesentlichen der Problematik qualitativ schlechter Röntgenbilder und der Klassifikation seltener Frakturen geschuldet, hinzu kam die unterschiedliche Interpretationen der Länge der Metaphyse.
Schlussfolgerung
Die LiLa-Klassifikation ist für die Klassifikation der Frakturen langen Röhrenknochen im Kindesalter geeignet und weitestgehend anwenderfreundlich; einzig die Einschätzung des Dislokationsgrades erfordert spezifische kindertraumatologische Kenntnisse. Die Reliabilität ist höher als bei anderen etablierten frakturspezifischen Klassifikationen und vergleichbar mit der AO-Klassifikation für Frakturen im Wachstumsalter, könnte allerdings durch eine exaktere Definition der Metaphyse noch deutlich erhöht werden. Klassifikationsunabhängige Fehler entstanden durch qualitativ unzureichende Röntgenbilder und seltene, nicht eindeutig zu klassifizierende Frakturen. Insgesamt kann die LiLa-Klassifikation weiterhin als Option zur Klassifikation von Frakturen der Röhrenknochen des Kindesalters gesehen werden.