Erschienen in:
26.02.2017 | Verätzungen | Leitthema
Limbusstammzelltransplantation
Aktueller Stand und Perspektiven
verfasst von:
Prof. Dr. D. Meller, FEBO, H. Thomasen
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 4/2017
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Zusammenfassung
Die Homöostase der Hornhautoberfläche wird durch die im Limbus lokalisierten epithelialen Stammzellen reguliert. Multiple intrinsische Faktoren oder externe Verletzungen können die empfindliche Mikroumgebung der Stammzellen zerstören, sodass eine limbale Stammzellinsuffizienz entsteht. In solchen Fällen versagt die Reepithelialisierung der Hornhaut, und konjunktivales Epithel erstreckt sich über den Limbus auf die Hornhautoberfläche. Bei einer partiellen limbalen Stammzellinsuffizienz (LSZI) kann eine oberflächliche Keratektomie kombiniert mit einer Amnionmembrantransplantation ausreichend sein, um eine intakte, gesunde Augenoberfläche wiederherzustellen. In schwereren Fällen mit kompletter LSZI ist die Stammzelltransplantation derzeit die einzige kurative Option. Vor jeder Rekonstruktion mittels Stammzelltransplantation sollten ursächliche Faktoren und Komorbiditäten behandelt werden. In Fällen von einseitiger LSZI können Stammzellen aus dem kontralateralen Auge gewonnen werden. Neuere Operations- und Kultivierungstechniken verfolgen hierbei das Ziel, möglichst gewebeschonend am gesunden, einzig funktionstüchtigen Auge vorzugehen. Die teilweise bereits gut etablierten In-vitro- und In-vivo-Methoden verringern somit die Notwendigkeit, große Limbusbiopsate zu gewinnen. Patienten mit bilateraler Beteiligung können mit allogenem Gewebe versorgt werden, benötigen aber in diesem Fall eine längerfristige, systemische immunsuppressive Therapie. Eine weitere, neuere Möglichkeit ist die Verwendung von autologen, aber nichtkornealen Epithelzellen als Gewebequelle, wie z. B. Mundschleimhaut. Zukünftige Studien setzen ihre Schwerpunkte in der Weiterentwicklung der zellulären Expansion und/oder der Etablierung und Suche von neuen, alternativen Quellen für limbale Stammzellen.