Vorbemerkungen
Eine erhöhte femorale Antetorsion ist ein wichtiger Risikofaktor für die patellofemorale Instabilität und das vordere Knieschmerzsyndrom im Adoleszentenalter und bei Erwachsenen [
2,
7]. Durch eine Derotationsosteotomie wird das distale Femur nach außen gedreht und ist eine zuverlässige Option, um diese Torsionspathologie im Rahmen der patellofemoralen Instabilität in Kombination mit zusätzlichen Bandstabilisierungen zu korrigieren [
6]. In der Literatur gibt es verschiedene Beschreibungen der Technik: entweder über einen medialen oder lateralen Zugang, Lage und Einstellung der Osteotomie [
1,
3,
12]. Allerdings kann durch eine Rotation und einen leicht schrägen Schnitt zur mechanischen Achse eine ungewollte Veränderung der frontalen und sagittalen Achseinrichtung entstehen. Im schlimmsten Fall kann durch eine Korrektur der femoralen Maltorsion bei patellofemoraler Instabilität gleichzeitig ein vermehrter Valgus entstehen, was bei dieser Grundproblematik der lateral luxierenden Patella die Symptome sogar verstärken kann [
13].
In einem Berechnungsmodell über die 3‑dimensionalen Korrekturebenen konnte gezeigt werden, wie schräg eine Sägeebene bei einer Single-cut-Osteotomie sein muss, um bei gegebenem Derotationswinkel eine entsprechende Veränderung der frontalen Achse zu erreichen [
5].
Hier ist wiederum die Implementierung der Planung am 2D-Röntgenbild in die Praxis und an den intraoperativ dargestellten Knochen sehr schwierig und lässt eine gewisse Varianz bzw. Ungenauigkeit zu. Hierfür eignen sich patientenspezifische Schnittblöcke extrem gut, welche zum einen die geplante Korrektur der Drehung/Rotation und zum anderen auch die schräge Sägeebene vorgeben [
9]. Im Folgenden wird die Single-cut-Osteotomie am distalen Femur mit und ohne Schnittblöcke gezeigt.
Ergebnisse
In einer kürzlich erschienen Studie, bei der der Erstautor mitwirkte, wurde das funktionelle und radiologische Ergebnis nach distaler femoraler Derotationsosteotomie bei Patienten mit patellofemoraler Instabilität und einer erhöhten femoralen Antetorsion untersucht [
4]. Eingeschlossen wurden Patienten mit Operationszeitpunkt zwischen 2011 und 2018 und einem Follow-up von mindestens 24 Monaten. Prä- und postoperativ wurden die visuelle Analogskala (VAS) für Schmerzen, Kujala-Score, Lysholm-Score, subjektive Knieform des International Knee Documentation Committee (IKDC) und Tegner Activity Scale (TAS) Scores ausgewertet. Zudem wurden Röntgen-Ganzbeinaufnahmen vor und nach der Operation durchgeführt sowie jeweils eine MRT-Bildgebung (Hüfte-Knie) zur Torsionsmessung des Femurs. Insgesamt wurden 27 Patienten (30 Knie) eingeschlossen. In 25 Fällen (83,3 %) wurden begleitende Eingriffe zur patellofemoralen Instabilität durchgeführt. Die femorale Antetorsion war signifikant reduziert (28,2 ± 6,4° vs. 13,6 ± 5,2°;
p < 0,05). In der Gruppe mit zusätzlicher Achskorrektur (14 Fälle [46,7 %]) wurde eine Achskorrektur von präoperativ 2,4 ± 1,2° Valgus vs. 0,3 ± 2,4° Valgus (
p < 0,05) gemessen.
Die klinischen Outcome-Parameter zeigten zum einen eine signifikante Schmerzreduktion (VAS für Schmerzen: 2,0 [1,0–5,0] vs. 0 [0–1,0]; p < 0,05) und eine signifikante Verbesserung der Kniefunktion (Kujala-Score: 55,6 ± SD 13,6 vs. 80,3 ± 16,7; p < 0,05; Lysholm-Score: 58,6 ± 17,4 vs. 79,5 ± 16,6; p < 0,05; IKDC: 54,6 ± 18,7 vs. 74,1 ± 15,0; p < 0,05) und eine Zunahme der sportlichen Aktivität (TAS: 3,0 [3,0–4,0] vs. 4,0 [3,0–5,0]; p = n. s.) im mittleren Beobachtungszeitraum von 38 Monaten. In einem Fall kam es 70 Monate nach der Operation zu einer Patellareluxation.
Eine Studie zur Genauigkeit der Derotationen mit patientenspezifischen Schnittblöcken zeigte eine Abweichung von 4,8° ± 3,1°.
In der Nachuntersuchung von 40 Knien nach Derotation am distalen Femur mit PSI wurde die Genauigkeit mit 1,5 ± 1,4° für femorale Anteversion (axiale Torsionskorrektur) und 0,9 ± 0,9° für die frontale Achse, gemessen am lateralen distalen Femurwinkel, angegeben [
11]. In anderen Studien wurde die Komplikationsrate bzgl. Wundheilungsstörung mit 4 % angegeben und die „non-union rate“ mit bis zu 10 % [
10]. Im eigenen Vorgehen wird die Indikation zur zusätzlichen medialen Platte gestellt, falls nach 3–4 Monaten keine schmerzfreie Belastung möglich ist oder eine hypertrophe Kallusbildung vorliegt.
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