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Erschienen in: Der Unfallchirurg 5/2006

01.05.2006 | Originalien

Polytraumaversorgung in Deutschland

Eine Standortbestimmung

verfasst von: Dr. C. A. Kühne, S. Ruchholtz, C. Buschmann, J. Sturm, C. K. Lackner, A. Wentzensen, B. Bouillon, C. Weber, AG Polytrauma DGU

Erschienen in: Die Unfallchirurgie | Ausgabe 5/2006

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Zusammenfassung

Fragestellung

Die jährliche Zahl polytraumatisierter Patienten in Deutschland beläuft sich nach Schätzungen auf über 30.000 Verletzte, die Zahl der Universitätskliniken und Maximalversorger auf etwa 90–100 Institutionen. Wie viele Krankenhäuser zur Versorgung schwerer und schwerster Polytraumen hierzulande allerdings insgesamt bereitstehen ist allgemein nicht bekannt. Ziel war es, eine Übersicht über diejenigen Krankenhäuser zu gewinnen, welche aufgrund ihrer strukturellen und organisatorischen Voraussetzungen theoretisch in der Lage wären bzw. definitiv an der klinischen Polytraumaversorgung teilnehmen. Dabei wurden mögliche Auswirkungen der unterschiedlichen geographischen Verteilung sowie infrastrukturelle Gegebenheiten der einzelnen Bundesländer analysiert.

Methodik

Anhand von (Krankenhaus-)Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, einer eigens durchgeführten Internetrecherche, einer Umfrage an verschiedenen unfallchirurgischen Abteilungen sowie auf Datenbasis des Traumaregisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) erfolgte die Erfassung und Einteilung aller recherchierten Krankenhäuser in verschiedene Versorgungsstufen. Mittels einer speziellen Software wurden anschließend alle Krankenhäuser in ein digitales Landkartensystem eingetragen und in das Internet (www.​dgu-online.​de) eingespeist, wo diese allgemein abrufbar sind. Ferner wurde die Vorhaltung notärztlicher Rettungsmittel in den einzelnen Bundesländern erhoben sowie Daten des statistischen Bundesamtes bzgl. Populationsdichte, Unfallaufkommen, Straßennetz und Verkehrstoter in die Untersuchung eingeschlossen.

Ergebnisse

Ingesamt konnten 108 Krankenhäuser der Maximalversorgung, 209 Krankenhäuser der Schwerpunktversorgung und 431 Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung ermittelt werden. Es fanden sich deutliche Unterschiede in der Versorgungsdichte (Krankenhäuser, Notarzt- und Rettungshubschrauberstandpunkte) und Infrastruktur (Straßennetz) in den einzelnen Bundesländern. Dabei scheint es eine Korrelation zwischen der Anzahl tödlicher Unfälle und den jeweiligen geographischen bzw. infrastrukturellen Gegebenheiten in den einzelnen Bundesländern zu geben.

Schlussfolgerungen

Numerisch finden sich in der BRD ausreichend Krankenhäuser zur Versorgung polytraumatisierter Patienten. Allerdings bestehen weiterhin regionale Unterschiede in der Vorhaltung ausreichend ausgestatteter Traumazentren und den infrastrukturellen Gegebenheiten. Um eine flächendeckende Verbesserung der Polytraumaversorgung in Deutschland gewährleisten zu können, erscheint es sinnvoll, die Qualität der Versorgung Schwerverletzter durch eine regionale Vernetzung einzelner Krankenhäuser und Standardisierung struktureller und personeller Voraussetzungen zu optimieren.
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Metadaten
Titel
Polytraumaversorgung in Deutschland
Eine Standortbestimmung
verfasst von
Dr. C. A. Kühne
S. Ruchholtz
C. Buschmann
J. Sturm
C. K. Lackner
A. Wentzensen
B. Bouillon
C. Weber
AG Polytrauma DGU
Publikationsdatum
01.05.2006
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Die Unfallchirurgie / Ausgabe 5/2006
Print ISSN: 2731-7021
Elektronische ISSN: 2731-703X
DOI
https://doi.org/10.1007/s00113-005-1049-2

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