Erschienen in:
01.11.2003 | Leitthema
Die Therapie des fortgeschrittenen Peniskarzinoms
verfasst von:
Prof. Dr. T. Otto, J. Suhr, S. Krege, H. Rübben
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 11/2003
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Zusammenfassung
Die kutane und lymphogene Metastasierung von Peniskarzinomen führt zu großen Weichteildefekten im Bereich der Inguinal- und Dammregion. Die Ergebnisse einer systemischen Polychemotherapie basierend auf den Substanzen Cisplatin, Methotrexat und Bleomycin (CMB-Schema) sind mit Ansprechraten bis zu 30% begrenzt. Die obligat superinfizierten Defekte bedürfen nach Resektion der spannungsfreien, großflächigen Deckung mit myokutanen Schwenklappen.
Zur Defektdeckung werden Schwenklappen, bestehend aus Haut, Faszie, Muskulatur und dem versorgenden Gefäßsystem, verwandt. Auf dem Gebiet der operativen Uroonkologie haben sich die nachfolgenden myokutanen Schwenklappen mit dem jeweils aufgeführten ernährenden Gefäßsystem bewährt: M.-tensor-fasciae-latae-Lappen (A. circumflexa femoris lateralis), M.-rectus-abdominis-Lappen (A. epigastrica inferior), M.-glutaeus-maximus-Lappen (A. glutaea inferior).
Präsentiert werden Daten einer prospektiven Erhebung zur neoadjuvanten Polychemotherapie mit 2–4 Kursen CMB gefolgt von einer Tumorresektion mit konsekutiver plastischer Deckung. 15 Patienten (mittleres Alter, 69,7 Jahre) sind infolge eines Plattenepithelkarzinom des Penis (TX, N3, M1-Cutis) nach antibiotischer Vorbehandlung und systemischer Chemotherapie mit 2.4-Kursen CMB tumorexzidiert worden. Bei 3 von 15 Patienten ist eine partielle Remission nach CMB ermittelt worden.
Alle Patienten erhalten beidseitig eine Deckung der Femoralgefäße durch den M. sartorius (Sartoriusplastik, n=30). Eine großflächige (bis zu 45×30 cm) spannungsfreie Weichteildeckung erfolgt bei 2 Patienten über einen einseitigen M.-tensor-fasciae-latae-Lappen, bei 8 Patienten über einen beidseitigen M.-tensor-fasciae-latae-Lappen, bei 1 Patienten über einen beidseitigen Glutaeus-maximus-Lappen, bei 3 Patienten über die Kombination aus Rektuslappen und M.-tensor-fasciae-latae-Lappen sowie bei einem Patienten über die Kombination aus je 2 M.-tensor-fasciae-latae-Lappen, je 2 Glutaeus-maximus-Lappen sowie 1 Rektuslappen.
Bei 30 muskulären und 32 myokutanen Schwenklappen sind 2 distale Lappennekrosen aufgetreten, wobei je ein Glutaeus-maximus-Lappen und je ein M.-tensor-fasciae-latae-Lappen betroffen ist. Eine komplette Nekrose eines Schwenklappens ist nicht aufgetreten. 30 von 32 Schwenklappen sind primär eingeheilt.
Die Deckung großer Weichteildefekte durch Verwendung myokutaner Schwenklappen, wie den Tensor-fasciae-latae-rectus- und -glutaeus maximus-Lappen stellt ein sicheres Verfahren in der primären Versorgung auch kontaminierter oder strahlentherapierter Befunde dar. Die Lappentechniken finden gleichermaßen Anwendung in der Onkologie wie Traumatologie.