Erschienen in:
01.11.2009 | Originalien
Chronische Prostatitis/chronisches Beckenschmerzsyndrom
Einfluss osteopathischer Behandlungen – eine randomisiert kontrollierte Studie
verfasst von:
S. Marx, U. Cimniak, R. Beckert, F. Schwerla, K.L. Resch
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 11/2009
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bei Männern unter 50 Jahren ist die Prostatitis das am häufigsten vorkommende urologische Krankheitsbild. Bakterien werden aber nur in <5% der Fälle gefunden, es handelt sich vorwiegend um die chronische abakterielle Prostatitis. Das Beschwerdebild dieses häufig als CP-CPPS (chronisches Beckenschmerzsyndrom) bezeichneten Problemkomplexes scheint multifaktorell zu sein, so dass mit herkömmlichen Therapien nur selten eine Verbesserung erzielt werden kann.
Material und Methode
Das Ziel dieser Studie bestand darin zu untersuchen, ob eine osteopathische Behandlung die Symptome einer CP-CPPS beeinflussen kann. Es handelt sich um eine randomisierte kontrollierte Studie von 5 Behandlungen, Follow-up nach 6 Wochen ohne Behandlung und 1,5 Jahre später. Die Studie wurde in einer osteopathischen Praxis durchgeführt. Die Patientenrekrutierung erfolgte durch Überweisung von Urologen, über Zeitungsartikel und Vorträge zu diesem Thema. Insgesamt nahmen 35 Männer mit ärztlich diagnostiziertem CP-CPPS im Alter von 29–70 Jahren an der Studie teil. 20 Patienten wurden in die Behandlungsgruppe randomisiert, 15 Patienten erhielten eine Shambehandlung. 2 Patienten mussten vorzeitig aus der Studie ausscheiden. Die Behandlungsgruppe erhielt 5 osteopathische Behandlungen im Abstand von 1 Woche am Anfang bis zu 3 Wochen am Ende (Gesamtdauer 8 Wochen). Die vorgefundenen osteopathischen Dysfunktionen wurden entsprechend den Prinzipien der Osteopathie behandelt. Die Shambehandlung der Kontrollgruppe bestand aus einem Übungsprogramm, einer Mischung aus simplen gymnastischen und krankengymnastischen Übungen. Die Zielparameter waren: Verbesserung der Beschwerden beim Wasserlassen (LUTS), der chronischen Beckenschmerzen (CPPS) und der Lebensqualität (QOL). Messinstrumente dazu waren die Fragebögen IPSS (Internationaler Prostata-Symptomenscore), NIH-CPSI (National Index of Health/chronische Prostatitissymptomenindex) und der QOL (Lebensqualitätsindex).
Ergebnisse
Im Vergleich Osteopathie-/Shamgruppe ergaben sich bei allen Parametern statistisch signifikante Unterschiede zu Gunsten der Osteopathiegruppe (p<0,0005). Im zeitlichen Verlauf verbesserte sich in der Osteopathiegruppe der IPSS im Mittelwert von 19,7 auf 10,3 Punkte (48%; p<0,0005), der NIH von 26,0 auf 12,0 (54%; p<0,0005) sowie die Lebensqualität QOL von 4,4 auf 1,9 Punkte (58%; p<0,0005). Im Gegensatz dazu blieben die Werte der Shamgruppe weitgehend konstant. Beim Follow-up 6 Wochen nach der letzten Behandlung zeigte sich, dass die Verbesserungen in der osteopathisch behandelten Gruppe stabil waren. Die Verbesserungen hielten mindestens bis zum 2. Follow-up 1,5 Jahre nach Behandlungsende an.
Schlussfolgerung
Aufgrund dieser positiven Ergebnisse kann die osteopathische Behandlung als ernsthafte Option zu den bisherigen Therapien bei CP-CPPS gesehen werden. Dabei wäre auch eine engere Zusammenarbeit zwischen Urologen/Internisten und Osteopathen wünschenswert. Weitere Studien mit größeren Fallzahlen sollten folgen, um diese Ergebnisse zu erhärten.