Erschienen in:
01.04.2010 | Leitthema
Prävention der postoperativen Harninkontinenz
verfasst von:
M.A. Reiter, A. Haferkamp, M. Hohenfellner
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 4/2010
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Zusammenfassung
Ein nicht unerheblicher Anteil der Prävalenz der männlichen Inkontinenz geht auf eine postoperative Belastungsinkontinenz nach operativer Therapie des Prostatakarzinoms zurück. Dabei wird die postoperative Inkontinenzrate nach radikaler Prostatektomie je nach Autor und Patientenkollektiv zwischen 2,9% und 87,0% angegeben. Hierbei spielen patientenbezogene Faktoren, wie „Body-Mass-Index“, Patientenalter, Nebenerkrankungen, Prostatagröße und präoperative Kontinenz, aber auch die Art und Weise der Datenerhebung und Klassifikation der Inkontinenz eine Rolle. Allerdings zeigen Untersuchungen der letzten Jahre, dass die angewendete Operationstechnik einen entscheidenden Einfluss auf die postoperative Kontinenz des Patienten ausübt. Dem Erhalt des muskulären urethralen Sphinkters (Rhabdosphinkter, äußerer Schließmuskel) kommt dabei die entscheidende Rolle zu. Weitere anatomische Strukturen und deren Erhalt tragen allerdings zusätzlich zur postoperativen Kontinenz bei. Dazu gehören v. a. der Blasenhalserhalt, nervenschonende Operationsverfahren und die Rekonstruktion des vesikourethralen Übergangs.
In den letzten Jahren wurden diesbezüglich verschiedene Modifikationen der Operationstechnik auf ihre spezifischen Auswirkungen auf die postoperative Kontinenz untersucht. Die Auswertung dieser Studien zeigt v. a. eine deutliche Verbesserung der postoperativen Frühkontinenz und eine deutlich kürzere Zeitspanne bis zum Erreichen der vollen Kontinenz. Die Langzeitergebnisse zeigen dahingegen keine signifikanten Vorteile für die beschriebenen Modifikationen in Bezug auf die Kontinenz gegenüber der Standardoperation.
Die bisher vorliegenden Studien zeigen nur geringe Auswirkungen der beschriebenen präventiven Maßnahmen auf die postoperative Kontinenz mit insgesamt großer Bandbreite der publizierten Kontinenzraten. Zur Evaluierung der genauen Auswirkungen der präventiven Modifikationen der Operationstechnik sind weitere, v. a. größere und randomisierte Studien notwendig, um die effektivsten Modifikationen zu identifizieren. Dabei scheint es wahrscheinlich, dass schlussendlich Kombinationen dieser präventiven, operativen Maßnahmen zu einer deutlichen Verbesserung der postoperativen Kontinenzraten führen werden.