Erschienen in:
01.06.2004 | Leitthema
Die ulnare Instabilität des Karpus
verfasst von:
Dr .med. T. Pillukat, J. van Schoonhoven, U. Lanz
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 6/2004
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Zusammenfassung
Ulnare Instabilitäten des Karpus sind seltene Befunde, denen eine Dissozation der lunotriquetralen (LT-)Verbindung zugrunde liegt. Sie werden häufig nicht erkannt oder mit anderen Ursachen ulnokarpaler Beschwerden verwechselt, weil charakteristische klinische und radiologische Zeichen fehlen. Zentrale Struktur ist das Os triquetrum mit seinen Bandverbindungen zum Os lunatum, zum distalen Karpus sowie zu Radius und Ulna. Als wichtigste Ursachen kommen Verletzungen aber auch degenerative Prozesse, ein „ulnar impaction syndrome“ oder eine Ulna-plus-Varianz infrage. Symptomatisch treten ulnokarpale Schmerzen, Instabilitätsgefühle und Schwäche sowie schnappende Sensationen im ulnaren Handgelenk auf. Die klinische Untersuchung kann Druckschmerz über dem LT-Spalt, zwischen ECU-und FCU-Sehne und eine Subluxierbarkeit des Triquetrums bei Palpation zeigen. Der LT-Spalt ist in den konventionellen Röntgenbildern selten verbreitert. Bei fortgeschritteneren Instabilitäten findet sich eine PISI-Stellung des Os lunatum. Eine eindeutige Diagnose ist zurzeit nur arthroskopisch möglich.
Konservative Therapieversuche bestehen in einer 4- bis 8-wöchigen Ruhigstellung im Oberarmgips. Eine diagnostische Arthroskopie kann mit einem Débridement und/oder einer geschlossenen Reposition des LT-Übergangs unter perkutaner Transfixation durch Kirschner-Drähte kombiniert werden. Ist eine Naht oder Refixation nicht möglich, kommen Rekonstruktionsverfahren infrage. Dazu zählen die Sehnenplastik mit einem Anteil der Extensor-carpi-ulnaris-Sehne, die dorsale Kapsulodese und die Bone-ligament-bone-Transplantation. Die Rolle der knöchernen Fusion des lunotriquetralen Übergangs wird wegen einer hohen Rate an Nichtfusionen kontrovers beurteilt. Die einfache Korrektur der LT-Dissozation behebt nicht die statische Instabilität der proximalen Handwurzelknochenreihe (erkennbar an der PISI-Stellung des Lunatums). In diesen Fällen sind Rettungsoperationen in Form von Teilversteifungen des Handgelenks, der Entfernung der proximalen Handwurzelknochenreihe oder der Totalarthrodese indiziert.