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Erschienen in: Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie 6/2015

01.11.2015 | Originalien

Lungenstaubfaseranalysen in der Begutachtung asbestverursachter Erkrankungen

verfasst von: Prof. Dr. J. Schneider, R. Arhelger, B. Brückel

Erschienen in: Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie | Ausgabe 6/2015

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Zusammenfassung

Hintergrund

Lungenstaubfaseranalysen dienen der Abschätzung einer zurückliegenden Asbestgefährdung am Arbeitsplatz.

Fragestellung

Nach dem Asbestverbot 1993 stellt sich die Frage, welche Asbestfaserstaubkonzentrationen nach einer Interimszeit von mehr als 20 Jahren im Lungenstaub noch nachweisbar sind.

Material und Methode

Die im Institut und der Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin seit 1982 durchgeführten Lungenstaubfaseranalysen zum Vorliegen einer asbestverursachten Berufskrankheit wurden kasuistisch-empirisch analysiert. Gewebeproben wurden für die Licht- und Elektronenmikroskopie standardisiert aufbereitet und die Asbestfasern mit dem analytischen Rastertransmissionselektronenmikroskop (ARTEM) quantifiziert und identifiziert.

Ergebnisse

Bezüglich der Chrysotil- und Amphibolasbestfaserstaubkonzentrationen ergibt sich eine Abhängigkeit von der Höhe der Asbestfaserstaubgefährdung am Arbeitsplatz. Die Asbestfaserstaubkonzentrationen sind vom Untersuchungszeitpunkt und der Interimsdauer abhängig. So findet sich ein deutlicher Abfall der Konzentrationen sowohl der Chrysotil- und Amphibolasbestfasern als auch der „ferruginous bodies“ (FB) mit zunehmender Interimszeit. Die Auswertung in Abhängigkeit der Erkrankungen hat keine signifikanten Unterschiede erkennen lassen. Eine Beziehung der Konzentrationen zwischen FB- und Chrysotilasbestfasern konnte nicht und von FB- und Amphibolasbestfasern nur unzureichend bestätigt werden.

Schlussfolgerungen

Eine lange zurückliegende Chrysotil- als auch Amphibolasbestexposition ist wegen der langen Interimszeit in der Regel durch staubanalytische Untersuchungen nicht mehr nachweisbar.
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Metadaten
Titel
Lungenstaubfaseranalysen in der Begutachtung asbestverursachter Erkrankungen
verfasst von
Prof. Dr. J. Schneider
R. Arhelger
B. Brückel
Publikationsdatum
01.11.2015
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie / Ausgabe 6/2015
Print ISSN: 0944-2502
Elektronische ISSN: 2198-0713
DOI
https://doi.org/10.1007/s40664-015-0033-0

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