Erschienen in:
01.10.2012 | Originalien
Äußern Assistenzärzte und Pflegekräfte sicherheitsrelevante Bedenken?
Simulatorstudie zum Einfluss des „Autoritätsgradienten“
verfasst von:
Dr. M. St.Pierre, DEAA, A. Scholler, D. Strembski, G. Breuer
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 10/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Zu steile Hierarchiegefälle („Autoritätsgradient“) können dazu führen, dass sich Assistenzärzte und Pflegekräfte dem Oberarzt gegenüber nicht mit sicherheitsrelevanten Informationen zu Wort melden und gelten daher als Risikofaktor für die Patientensicherheit.
Methode
Im Rahmen eines Zwischenfallkurses am Simulator wurden 59 Ärzte und 18 Pflegekräfte mit 7 Problemsituationen konfrontiert, die vom Oberarzt verursacht wurden. Häufigkeit und Form der verbalen Intervention von Mitarbeitern wurden erfasst. Im Debriefing wurden die Teilnehmer zu den Motiven befragt, die zur Unterlassung oder zu der Art der gewählten Kommunikationsform geführt hatten.
Ergebnisse
Probleme, die nur durch verbale Intervention gelöst werden konnten, wurden in 66% der Fälle identifiziert und in 28% angesprochen. Zu 35% erfolgte dies als Andeutungen, zu 25% unter allgemeiner Benennung des Problems, und nur in 40% der Fälle wurde der Oberarzt deutlich auf das Problem angesprochen. Dadurch kam es in weniger als 10% zur erfolgreichen Intervention. Den Grund für ihr Schweigen konnten 37% der Teilnehmer nicht benennen, 35% wollten den Konflikt nicht ansprechen und 12% begründeten ihr Schweigen mit der Autorität des Oberarztes.
Schlussfolgerung
Assistenzärzte und Pflegekräfte sind selten in der Lage, sicherheitsrelevante Bedenken dem Oberarzt gegenüber adäquat zu verbalisieren. Auch Oberärzte, die im Alltag Unterstützung in Anspruch nehmen würden, werden vom Team allein gelassen.